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Alt 03.10.2005, 17:33
Briele Briele ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,
lieber kleiner Terrier,
liebe müde Kämpferin,

ich sitze ziemlich ratlos, auch etwas wortkarg vor meinem laptop. Ich kann mir, so glaube ich, alles gut vorstellen. Was könnte ich sagen, etwas, was darüber hinaus geht, dem: es ist einfach schrecklich, es ist schrecklich, es ist schrecklich.

Manchmal, eigentlich gar nicht so selten, denk ich darüber nach, wie es einmal sein wird wenn ich schwer erkranke, wenn es ans Sterben gehen wird. Solche Gedanken kommen wohl jedem, der in meinem Alter ist und der in Vergangenheit und Gegenwart sich um schwer erkrankte Liebe sorgt. Wie jeder Mensch habe ich hauptsächlich Angst vor Schmerzen und Angst, hilflos, völlig ausgeliefert zu sein, abhängig von anderen. Ich habe keine Kinder. Hätte ich welche, würde mich der Gedanke plagen, Ihnen mit der Pflege eine große Last und Verantwortung aufzubürden. Ich kann Dir nur sagen wie ich es für mich sehe, das wird nicht für jeden stimmig sein.

Ich möchte dann gerne, wirklich gerne in ein Hospiz kommen. Wenn mir im Zusammenhang mit diesem Gedanken etwas Sorge macht, dann die Frage ob es für mich einen Platz geben wird.

Wie gesagt, die Menschen sind verschieden. Ich bin immer gerne vorbereitet, halt so gut es geht, hab gerne Stützpunkte, Hilfsanker. Eigentlich schätz ich Dich auch so ein. ? Vielleicht kannst Du einmal die Möglichkeit andenken so ein Hospiz anzusehen. Oder mit Leuten von der Hospizbewegung zu sprechen, wie es wäre, wenn Mama volle Pflege braucht und Ihr es daheim machen wollt. Liebe Saphir, Du musst Dich vorbereiten, Du solltest es tun. Wenn ich „muß“ schreibe, dann tu ich es weil ich wirklich Anteil nehme.

Hast Du mit Deiner Mama schon einmal über dieses Thema gesprochen?

Ach, das Thema „Rauchen“ kenn ich zur Genüge von meinem Papa. Ich versteh Deinen Kummer, manchmal wird es Dich sogar zornig machen. Papas Probleme hingen eng mit dem Rauchen zusammen. Auch nachdem ihm wegen Durchblutungsstörungen zwei Zehen amputiert werden mussten, rauchte er weiter. Ich konnte es nicht verstehen. Manchmal habe ich ihn angefleht, manchmal hab ich geschimpft, ich gestehe, manchmal bin ich bös geworden und manchmal hab ich ihm eine Stange Zigaretten gekauft. Am Ende drohte die Amputation des Beines. Seine Ärztin sagte zu mir, ich soll es gut sein lassen und ihn in Frieden rauchen lassen.
Als er starb war ich meinem Kummer froh, dass er es mit seinen beiden Beinen tun konnte.

Weißt Du, es ist ziemlich wahrscheinlich, dass unsere Vorstellungen vor dem, wie es andere, auch ganz Nahestehende, gerne haben möchten, nicht dieselben sind, die die Betroffenen haben.

Liebe Grüße, eine Umarmung
Deine Briele
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