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Alt 29.11.2002, 08:53
Gast
 
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Standard Thema Brustkrebs nervt meine Freundinnen!

Mörgelchen Ihr Lieben,
Liebe Donna, uh ja, das kommt mir auch sehr bekannt vor, diese "Wechselzeit" der Medikamente! Das Ganze hat ein bisschen was Unheimliches an sich, denn einerseits freut man sich wahnsinnig, mit dem Zeug endlich aufhören zu können, aber andererseits macht es auch schreckliche Sorgen, OB das denn nun auch richtig ist, OB das denn den Körper nicht wieder völlig umkrempeln kann, OB das nicht vielleicht wieder ... waah!
Naja, in solchen Momenten sage ich mir dann immer, dass das Aufhören oder der Wechsel zu einem anderen Medikament ja nur POSITIV für mich sein kann. Ich muntere mich dann selber mit positivem Denken auf, - obwohl ich eigentlich sonst nicht so ein Fan von "immer positiv Denken" bin -, aber hier nützt es wahrscheinlich schon ein bisschen was.

Ja, ich gebe Monika da recht, wenn sie Dir rät, den Freundinnen zu sagen, sie sollen doch bitte ohne ihr Männer kommen. - Ich selber würde Dir jetzt sogar raten: Ignoriere in solchen Situationen die anwesende "Männlichkeit" und sag TROTZDEM alles, was Du willst, auch wenn es weibliche Sorgen sind. Die Männer sind ja mitgekommen, also sollen sie sich dann halt auch diese sogenannten "weiblichen" Sorgen anhören, ... gell?
Tja-ha! Genau in solchen Momenten komme ICH dann eben oftmals "krass" an, aber eigentlich - ehrlich gesagt - ist es mir dann egal.
An diesem Punkt kommen wir nämlich wieder auf diese "Rücksicht" zurück, und wir können uns fragen, weshalb wir Betroffene da jetzt wieder Rücksicht auf gewisse Menschen nehmen, bloss weil sie Männer sind!
Manchmal ist dieses Rücksichtnehmen so sehr in uns selber festgehakt, (besonders in uns Frauen), so dass wir selber gar nicht mehr merken, dass wir uns damit eigentlich selber völlig einengen.
Klar, es braucht vielleicht manchmal ein bisschen Mut, über den eigenen Schatten zu springen, es ist ja eine gewisse Hemmschwelle da, wenn wir bei Männern über die Sorgen und Probleme des weiblichen Brustkrebses sprechen wollen. Aber wenn man es genau betrachtet, (und man heute ja eigentlich immer wieder so von der berühmten "Offenheit" spricht), so ist das ja eigentlich gar nicht so schlimm. Oder?
Wäre es umgekehrt, und wir Frauen haben mit Männern zu tun, die z.B. an Hodenkrebs leiden, ... wären wir Frauen dann nicht auch offen?
Vielleicht aber die Männer nicht?
Aber wäre das so schlimm, wenn sie offen wären?
Wie sollen wir Frauen und Männer uns gegenseitig verstehen, wenn wir uns weiterhin immer darin unterstützen, für ewig das berühmte "andere geheimnisvolle Geschlecht" zu sein? (Grins!)

Okay, schlussendlich können wir wählen, ob wir mit dem anderen Geschlecht darüber sprechen wollen. Ich persönlich finde daran jetzt nichts Schlimmes (ich finde nämlich, Männer dürfen sich bei uns ruhig mit dieser Sache auseinandersetzen), aber wenn mir NICHT danach wäre, so wäre ich offen und würde sagen, dass es mir unangenehm ist, vor Männern über meine weibliche Krankheitssorgen zu reden. Dieser Satz alleine kann nämlich schon zu weiterer Offenheit führen, denn vielleicht sagen die Männer dann, es ist schon okay, wenn ich darüber rede, oder aber sie geben zu, dass es ihnen selber auch unangenehm ist und ziehen sich dann zurück, während ich lieber mit ihren Frauen darüber spreche.

Versuche es mal, Donna. Wenn wieder mal ein Päärchen bei Dir ist, versuch mal völlig offen über deine weiblichen Krankheitssorgen zu sprechen. Guck Dir dann die Reaktion des Mannes an. (Schätze mal, er wird dann ganz still werden.) Oder andersrum, versuche mal, einer Deiner Freundinnen zu sagen, dass Du gerne alleine mit ihr sprechen möchtest, weil es Dir unangenehm ist in der Anwesenheit ihres Mannes. Bestimmt wird man auf Deinen Wunsch verständnisvoll eingehen. - Wenn nicht, dann ist sie auch keine wirklich verständnisvolle Freundin.

Sind hier einfach meine Gedanken zum Thema, liebe Donna. Diese sogenannte Offenheit eben.
Ist aber nicht so schlimm krass, oder?

Hi, Monika, ja, das ist schon eine grosse "Lücke", diese fehlende Betreuung von Krebspatienten. Eigentlich ist es ja erwiesen, dass bei Krebspatienten auch die Psyche eine mächtige Belastung abbekommt, aber so richtig "medizinisch danach gehandelt" wird eigentlich gar nicht. Auch für die Angehörigen fehlt es da an jeder Ecke.
Toll, dass es da das eine oder andere Krankenhaus gibt, welches dies erkannt hat. - Aber ehrlich gesagt, ich denke, das dauert noch ein paar Jäährchen, bis das mal in allen Krankenhäusern so gehandhabt wird. Aber ich will da jetzt lieber wieder positiv denken und hoffe mal, dass es ein bisschen schneller geht.
Der Staat könnte sich so manchen Invalidenfall (wegen der Psyche) ersparen, und zudem würde viel mehr Leid, Sorgen und Ängste vermindert.
Auch bei den Angehörigen. Da hätte bestimmt mancher Arbeitgeber eine Riesenfreude, wenn seine Angestellten, die Angehörige eines Krebspatienten sind, nicht auch noch selber krank werden und damit schlussendlich ja Geld kosten!
Man könnte wirklich sehr viel damit verhindern, aber auch erreichen. Genau!

Ich selber mag eigentlich nicht eine eigene Selbsthilfegruppe gründen, weisst Du. Die Idee kam mir zwar auch schon, aber ich glaube nicht, dass ich mich für längere Zeit dafür engagieren könnte. Ich bin nun mal so, dass WENN ich was mache, dann will ich es richtig machen und auch ganz durchziehen. Aber ich habe wohl selber nicht die Kraft dafür. Jedenfalls im Moment nicht.
Ich schreibe lieber hier im Forum mit Euch allen zusammen. Das ist ja auch so was ähnliches wie eine Selbsthilfegruppe, gell?
Zudem habe auch ganz andere "Pläne", die kannst Du natürlich gerne auf meiner Page nachlesen:
www.krebsgeschichte.ch
Die Webadresse habe ich hier im Forum jetzt schon ein paarmal angegeben, aber macht ja nichts.

Bis dann, Ihr Lieben. Ich muss los, habe noch was zu erledigen heute!
Liebe Grüsse von
der "krassen" Brigitte
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