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Alt 17.09.2005, 15:54
Gaby und Franz Gaby und Franz ist offline
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Standard AW: Ich träume mich den Regebogen entlang zu Dir

Mein geliebter Franz,

nun bin ich wieder in unser Haus zurückgekehrt - wieder ein Urlaub ohne Dich verbracht. Mir wird immer bewusster, dass es nun immer so sein wird. Natürlich warst Du mit mir und Deiner Conny auf allen Wanderungen dabei. Wenn wir auf unseren Berghütten eingekehrt sind haben wir Dich immer gehört, wie Du Dich freust über die Berge, den guten Speck, Käse und Wein...

Aber dann kommt wieder die Zeit der Einsamkeit, wenn das leere Haus wartet, die Koffer alleine ausgepackt werden müssen, das Auto wieder gewaschen werden muss, alles Dinge die auf einmal alleine bewältigt werden müssen. Wem zeige ich die Steinpilze die ich gesammelt habe, wem die Urlaubsfotos? Warum fotografiere ich überhaupt? Alles nur Gewohnheit und das Gefühl Dir alles zeigen zu wollen und Du bist gar nicht mehr da....

Gott sei Dank hat mich Susanne am Donnerstag besucht, die allerdings meine ganze Traurigkeit an diesem Abend ertragen musste und die es auf eine wunderbare Art geschafft hat, mich auch wieder zum Lachen zu bringen!

Ich möchte einfach daran glauben, dass Du mir diese lieben Menschen die nun für mich da sind schickst! Und immer wieder frage ich mich wo Du bist! Warum träume ich nicht von Dir? Ich denke doch immer an Dich, warum kannst Du mir nicht auch einmal im Traum erscheinen und mir sagen, wofür ich noch leben soll? Zeige mir doch bitte den Sinn ..... wozu bin ich noch auf dieser Welt?

Am Dienstag wären wir 36 Jahre verheiratet - unsere Hochzeitstage waren immer so schön, umso schwerer wird dieses Jahr der 20. September sein....

Ich liebe Dich so unendlich und habe solche Angst, dass mit dem Tod alles zu Ende ist. Wo ist nur mein Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod geblieben? Hoffentlich schaffe ich es irgendwann mal wieder den Trost des Evangeliums zu spüren, bin im Moment meilenweit davon entfernt und das macht mir wirklich Angst. Wie soll ich meinen Dienst in der Gemeinde weiterführen, wenn mich solche Zweifel plagen? Es ist doch viel leichter an Gott zu glauben, wenn es uns gut geht. Bei Schicksalsschlägen fragt man sich immer öfter WARUM?

Mein geliebter Franz, ich sitze in Deinem Zimmer, an Deinem PC und schaue auf Dein Bild - letztes Jahr aufgenommen an unserem Hochzeitstag, den wir auf Sylt feiern durften - Du siehst so glücklich aus, prostest mir mit einem Weinglas zu und lächelst mich so gütig an, obwohl Du wusstest, wie schwer krank Du bist! Gib mir doch ein ganz klein wenig von Deiner Stärke, damit ich auch wieder für andere Menschen da sein kann!

In inniger immerwährender Liebe

Deine Gaby