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Alt 03.08.2005, 08:31
Gast
 
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Standard Ich träume mich den Regebogen entlang zu Dir

Liebe Gaby,

nun bin ich also auch in diesem Gedenkforum gelandet. Ich habe es lange aufgeschoben,aber nun ist es soweit.

Ich kann Deine unendliche Traurigkeit verstehen, ging es mir doch lange Zeit genauso. Ich wollte nur noch zu Heinz und weg von der Realität. Als mein Onkel starb (er war die große Liebe meiner Tante und sie führten eine Superehe) hatten wir meine Tante geschimpft, weil sie keinen eigenen Lebenswillen mehr hatte. Sie hat nur noch Dinge gemacht, die sie mit meinem Onkel zusammen schon so geplant hatte. Den Umbau der Wohnung usw. Obwohl wir sie jeden Tag anriefen und besuchen wollten, die Besuche hat sie immer abgeblockt. Genau ein Jahr nach dem Tod meines Onkels bekam sie Krebs, hat aber auch das so lange verschwiegen, bis es dann zu spät war.

Ich hatte auch immer so schlau gesagt, was sie tun und machen soll, aber als nun mein Heinz starb, ging es mir genauso. Ich konnte nun verstehen, wie leicht man abrutschen kann.

Liebe Gaby, Du mußt immer daran denken, daß Dein Franz Dich liebt und zwar für immer. Er ist nun sicher sehr traurig, daß es Dir so schlecht geht, denn er möchte, daß Du Dein Leben nun ohne ihn packst und er Dir dabei zusehen kann. Menschen die kein schönes Leben hatten, sind froh dort oben zu sein, aber die, die geliebt wurde und zurückliebten, die leben hier immer noch bei uns mit. Sie haben es dort oben sehr schön und freuen sich aber auch hier noch immer neben uns alles erleben zu dürfen.

Als Heinz kurz vor seinem Tod im Krankenhaus lag, gab es bei mir in der Wohnung einen Wasserschaden. Natürlich passiert sowas immer am Samstag, aber ich habe den leckenden Wasserhahn notdürftig mit Lappen umwickelt und einen Eimer druntergestellt. Am Montag dann den Installateur bestellt, der auch gleich kam. Als ich Heinz das erzählte, grübelte er etwas nach und meinte dann:"Na ja, was anderes hätte ich auch nicht machen können." In diesem Moment wußte ich, daß er überlegt hatte, ob ich denn überhaupt ohne ihn klarkommen werde. Natürlich war das nicht so leicht, denn er war immer da, wenn etwas passierte, oder repariert werden mußte. Aber ich weiß, daß er nun möchte,daß ich dies allein schaffe. Und wenn es soweit ist, und ich fluchend etwas repariere, das ich eigentlich noch nie gemacht hatte, spüre ich ihn etwas grinsend hinter mir stehen und sagen:"Du schaffst das schon, nur weiter so."

Liebe Gaby, denkt dran, Dein Franz will jetzt teilhaben an Deinem Leben. Setz Dich doch mal hin und schreibe Erlebnisse auf, bei denen er etwas Lustiges getan oder gesagt hat. Schreib sie ruhig hier in Deinen Thread, wir könnten ja vielleicht einen "mein witziger Mann" Briefwechsel führen. Glaub mir ich bin auch nicht so stark wie es scheint. Heute heule ich wieder Rotz und Wasser, an unserem Jahrestag. Aber ich denke nicht mehr "warum", denn ich weiß es ist so bestimmt, daß wir unsere Ehe nun so weiterführen werden. Er steht immer hinter mir und sieht zu (und gibt natürlich seine Kommentare dazu ab, wie immer).Du hattest mir mal geschrieben, ich sollte nicht immer warum fragen, damals konnte ich aber noch nicht davon lassen. Jetzt hat es sich von alleine gelegt. Wann immer Dich Deine Verzweiflung wieder besonders überfällt, denke dran er ist da und wird auch immer da sein. Vielleicht spürst Du ihn noch nicht so deutlich, weil er durch Deine Verzweiflung und Mutlosigkeit blockiert wird. Wenn es Dir schlechtgeht, ist er natürlich auch traurig und seine Gegenwart ist viel blasser. Versuch es doch mal mit den netten und lustigen Begebenheiten und vielleicht kann er dann schon mitlachen.

Viel Kraft wünscht Dir
Delia