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Alt 11.11.2002, 01:25
Gast
 
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Standard Wie kommt der Tod?

Wie kommt der Tod... darüber machen wir - meine Mutter und ich - uns auch heute, dreieinhalb Wochen nach dem Tod meines Vaters noch Gedanken.

Wir wissen aber - und das ist uns ein großer Trost - das er schmerz- und angstfrei sterben durfte.
Nachdem der vom Hausarzt Anfang September geäußerte Verdacht auf ein Lungenkarzinom sich Ende September bestätigt hatte, ginbg alles sehr schnell: montags ins Krankenhaus für die letzten Untersuchungen: keine Metastasen, Tumor operabel - gute Überlebenschancen und gute Aussicht daruaf, nach Krankenhaus und Reha wieder ein vollkommen normales Leben (Leistungssport ausgenommen) führen zu können.
Donnerstags wurde mein Vater dann operiert. Sehr glatter OP-Verlauf, er saß drei Stunden nach der OP schon wieder "quitschfidel" in seinem Bett und alberte mit dem Pfleger herum, als meine Mutter ihn besuchen durfte. In den folgenden Tagen ging es steil bergauf. Jeden Tag durften wir ihn einige Stunden auf der Intensivstation besuchen und wunderten uns über seine raschen "Fortschritte". Am Sonntag nach der OP ging er schon wieder alleine ins Badezimme und saß die vollen drei Stunden, die wir bei ihm waren, im Rollstuhl bzw. auf dem Bett und verlebte mit uns sowie den Ärzten und Pflegern (die alle ohne Ausnahme sehr nett und aufmerksam waren) einen fröhlichen Nachmittag.
Am darauffolgenden Montag bekam er Atemprobleme und wurde zunächst mit einer Suaerstoffmaske beamtmet, später jedoch - mit seinem Einverständnis - in eine Art künstliches Koma versetzt und beatmet. Drei Tage später - eine Woche nach der OP - ist er dann verstorben, ohne vorher das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Die Todesursache wissen wir, da das Obduktionsprotokoll noch aussteht, noch nicht. Sowohl die behandelnden Ärzte als auch der Hausarzt vermuten aber eine Lungenembolie, also keine (bzw. nur eine indirekte) Krebsfolge als Todesursache.

Nach seinem Tod war sein Gesichtsausdruck absolut friedlich, von Schmerzen oder Angst war keine Spur zu entdecken.
Ich hoffe, daß das anderen Betroffenen ebenso über die Sorgen und die Trauer hinweghelfen kann wie es meiner Mutter und mir Trost gespendet hat.

Hmm... mein erster Beitrag in diesem Forum und schon so lang... Sorry, aber ich mußte einfach mal mit Fremden, die das gleiche Schicksal teilen, drüber "reden". Ich hoffe, dem Einen oder Anderen ein wenig Mut machen zu können, wenn ich sage, daß selbst ein recht spät erkanntes Karzinom ggf. noch operativ (fast schmerzfrei) entfernt werden kann und die Überlebenschancen dann recht hoch sind.

Viele Grüße
Kai
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