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Alt 30.06.2005, 18:30
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AndreaS AndreaS ist offline
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Registriert seit: 09.02.2005
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Standard Todessehnsucht

Hallo Karin,

ich weiß, was du meinst. Irgendwie verliert der Tod seinen Schrecken, weil der geliebte Mensch ja bereits auf einen wartet. Dieses Gefühl kenne ich seit dem Tod meines Mannes (Claus ist vor knapp 9 Monaten gestorben) auch.

Ich weiß aber auch, dass diese Gedanken nicht richtig sind. Ich kenne zwar nicht die Geschichte deines Papas, vermute aber, dass er, ebenso wie mein Mann gekämpft hat, um zu leben. Wir dürfen unser Leben nicht einfach wegwerfen, wir müssen unseren Weg weitergehen, so wie unsere Lieben ihn auch gegangen sind, bis es an der Zeit war, ein neues Leben zu beginnen.

Lass deinen Papa weiterhin mit dir gehen, frag ihn um Rat, sag ihm, dass er dir fehlt und dass du ihn liebst, wenn du genau in dich hineinhorchst, wirst du ihn fühlen, du wirst seine Nähe und seine Liebe in dir spüren, und es wird dir Mut und Kraft geben. Seine Seele ist bei dir, ganz bestimmt.

Wenn es dir gelingt, die positiven Gefühle zu bewahren und die Trauer und den Schmerz etwas in die Schranken zu weisen, sie als egoistischen Teil der Trauer zu sehen (denn schließlich hoffen wir doch alle, dass mit dem Tod unsere Lieben ein schmerzfreies und glücklicheres Leben beginnen durften) dann wirst du vielleicht auch diese Wärme und den Seelenfrieden in dir spüren können, von dem ich spreche.

Auch wenn ich ihn nicht gekannt habe, ich bin sicher, dass dein Papa will, dass du lebst! Er will dich lachen hören und glücklich sehen. Lass ihn teilhaben an vielen glücklichen Stunden in deinem Leben...

Wenn dir reden hilft, schreib dir hier alles von der Seele (wenn du willst kannst du auch mailen). Vielleicht gibt es in deiner Nähe auch eine Trauergruppe, wo dir Menschen begegnen, denen auch Leid widerfahren ist, bei denen du dich verstanden fühlst. Das kann ungemein helfen.

Ich weiß, vielleicht liest sich das alles schrecklich für dich, willst das alles eigentlich nicht hören. Vor vier Monaten konnte ich diesen Seelenfrieden, von dem ich versucht habe zu erzählen selbst auch noch nicht spüren...

Ich umarme dich und hoffe, dass du bald deinen Lebensmut wieder findest, dein Papa wünscht sich das auch!

LG
Andrea
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