Thema: Klatskin
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Alt 15.06.2005, 16:31
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Standard Klatskin

Liebe Ute!
Ich weiß genau, was Ihr gerade durchmacht. Ich habe es selbst erlebt und es kann wirklich nur jemand verstehen, der er es schon selbst mitgemacht hat. Ich selbst habe unsere Geschichte am 18.03.2005 hier ins Netz gestellt. Vielleicht hast Du sie ja gelesen. Ich verfolge Deinen Schriftwechsel mit Mirka und musste mich jetzt einfach mal einschalten und Dir Mut zusprechen. Mut und Kraft für alles was kommt. Was Du über Deinen Bruder schreibst, ist fast identisch mit dem, was meinem Vater widerfahren ist. Ich hoffe aber von Herzen für Euch, dass das Ganze bei Deinem Bruder doch einen anderen Ausgang hat als bei meinem Vater! Mein Vater ist nämlich auf der Intensivstation der Uniklinik in Heidelberg verstorben - und zwar an den Folgen genau der gleichen Operation, die bei Deinem Bruder durchgeführt wurde. Es war für meine Familie und mich das Schlimmste, das wir bisher in unserem Leben erlebt haben. Ihn da so hilflos und voller Schmerzen liegen zu sehen und ihm nicht helfen zu können. Wir waren fast zwei Monate lang tagtäglich auf der Intensivstation und haben seine Hand gehalten und wir waren auch dabei, als es dann zu Ende ging, konnten es Schritt für Schritt am Monitor verfolgen bis zu seinem letzten Atemzug. Es war ein Alptraum völlig unbeschreiblicher psychischer Schmerzen, Ohnmacht und nicht endend wollender Verzweiflung!
Immer wieder haben wir ihm gesagt, er würde es schaffen, aber so tapfer und stark er auch war, es war stärker als er und so konnte er es nicht schaffen.
Nach allem, was wir durchgemacht haben und was ich nun im Zusammenhang mit Klatskin weiß, weiß ich nicht, ob ich es gut finden soll, dass bei dieser Diagnose überhaupt operiert wird. Von Ärzten und Chirurgen wird ja primär alles als operabel erklärt. Aber dass solch eine Operation, bei der so viele Organe betroffen sind, in so vielen Fällen Komplikationen nach sich zieht, darüber sprechen die wenigsten Ärzte. Uns war jedenfalls solch ein mögliches Ausmaß an Komplikationen, wie es bei meinem Vater dann auch der Fall war, nicht bewusst. Vielleicht würden sich auch viele Patienten gegen eine solche OP entscheiden, wenn ihnen das alles im Vorfeld bewusst wäre. Vielleicht ist es auch gut, dass man all das, was sein könnte im Voraus nicht so genau weiß, denn die OP bietet die einzige Möglichkeit auf Heilung. Und jeder würde versuchen, geheilt zu werden!
Liebe Ute, was kann ich Dir noch sagen? Haltet Deinem Bruder die Hand, so wie Ihr es schon tut und seid einfach für ihn da. Betet und seid stark, seid stark für ihn. Denn wenn Ihr nicht stark seid, dann kann er es auch nicht sein! Ich denke an Euch und wünsche Euch und vor allem Deinem Bruder alles nur erdenklich Gute. Ich wünsche ihm, dass er die Sepsis in seinem Körper bekämpfen und damit den Teufelskreis durchbrechen kann!
Ganz viel Kraft wünsche ich auch Dir, liebe Mirka. Glaub' mir, alles was passiert, passiert aus einem bestimmten Grund und hat seinen Sinn. Und ich glaube ganz fest daran, dass es einen Sinn hat, dass man Deinen Vater nicht mehr operieren konnte, auch wenn wir diesen im Moment nicht sehen oder verstehen können!

Liebe Grüße,
Lucia
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