Einzelnen Beitrag anzeigen
  #3  
Alt 04.11.2002, 22:08
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

hallo,

auf die gefahr hin, mich zu wiederholen:

warum werden "ratgaber für besondere lebenssituationen" geschrieben ? weil menschen so gern die anderen an ihren erfahrungen teilhaben lassen wollen ? weil autoren so ungemein mitmenschlich sind, und ihr wissen den anderen mitteilen wollen ?
ich denke, doch eher nicht. ich mag weder eine kr, die ihre weltanschauung als ratgeber für sterbebegleitung verkauft, noch eine eva-maria sanders, die am ende ihres buches sagt:
"für jeden menschen gibt es immer hoffnung, bis zum letzten atemzug (das ist ok und unterschreibe ich aus tiefstem herzen).
"noch in der letzten minute meines lebens kann ich mich eines anderen besinnen und umkehren. ich habe die wahl, ich entscheide, ich handle - niemand sonst" (vom prinzip her gebe ich ihr auch da recht - aber zu behaupten, und das steht für mich eindeutig zwischen den zeilen, jeder kann geheilt werden, niemand muss an den folgen seiner krebserkrankung sterben, dass empfinde ich anmaßend). dann müsste ich glauben, dass mein mann sterben wollte. das wollte er ganz bestimmt nicht. was ich glaube ist, dass man durchaus "zeit schinden" (vielleicht blöd ausgedrückt) kann, aber es weckt erwartungen, an die betroffenen, an die angehörigen, die derjenige vielleicht nicht mehr halten kann, aus welchen gründen auch immer.
zum mut machen, zum wissen, dass es menschen gibt, die es auch aus ausweglosen situationen geschafft haben, rauszukommen, finde ich es ganz toll. - aber es birgt auch gefahren.
und das sehe ich genauso bei kr.
nämlich erwartungshaltungen.
und wenn ich den menschen, den ich liebe, auf seinem weg begleiten möchte, egal, wie dieser aussieht, ist das letzte, was er braucht, meine erwartungshaltung.
niemand hat meines erachtens das recht, einen anderen nach vorlage, egal woher, zu interpretieren. das verbietet für mich die menschenwürde.
und ehrlich gesagt, dass hoffen einfacher ist, als die akzeptanz einer situation, kann ich so nicht unterschreiben (dann versuche mal, die hoffnung und den glauben zu behalten, wenn 10 ärtze dir sagen, noch ein paar tage, wenn 20 krankenschwestern dir sagen, das ist das endstadium, wenn ärtze keine blutuntersuchungen mehr machen wollen, weil "es eh nicht mehr lohnt", wenn ein geplatzer darm nicht mehr operiert werden soll (läuft ja ab, weil offene wunde) und wenn im grunde nur darauf gewartet wird, dass es vorbei ist. und du ganz genau weisst, dass dein mann noch kämpfen will und alles tust, ihn zu unterstützen. und schlussendlich auch beim "aufgeben", wenn es denn soweit ist. ich möchte hier nicht ins detail gehen. aber glaubt mir: niemand, kein arzt, keine schwester, kein angehöriger, niemand ausser dem betroffenen, hat das recht zu sagen (oder auch nicht zu sagen), wann und wie schluss ist.
und ich hoffe und bete, dass ich in der begleitung meines mannes nicht allzu viele fehler gemacht habe. und dass er mir die gemachten fehler (und da gibt es schon welche) verziehen hat.
kehren wir zu dem zurück, was wirklich wichtig ist im leben, liebe, glaube (egal welcher) und hoffnung. und das braucht keine ratgeber !

liebe grüße an susan und susanne
heike
Mit Zitat antworten