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Alt 04.11.2002, 18:12
Gast
 
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Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo anja,

du vermutest zu recht, dass mir das erneute Schlagwort "Leugnen" meine Einschätzung zu KR bestätigt. Das neue Zitat hat mich wirklich *geschockt*, mit dem Wort "entlarvt" hat sie noch mal richtig eins "draufgesetzt". Für mich ist erstaunlich, dass man nicht allgemein erkennt, welche unglaubliche *Position* sich diese Frau einzunehmen anmaßt !

Hier nochmal das Zitat von Kübler-Ross, das Tanja zuletzt hier gebracht hat :

"Unter den vielen Patienten, deren Sterben wir verfolgt haben, gab es nur wenige, die bis zu ihrem Ende das Leugnen nötig hatten. Es ist sehr wichtig, dieses Leugnen nicht zu entlarven, sondern die Bedürfnisse des Patienten und seine innere Abwehr zu respecktieren. Aber sogar diejenigen, die bis zuletzt an ihrem Nichtwahrhabenwollen festhielten, waren imstande, ihr Wissen um ihren bevorstehenden Tod in einer verbalen oder nichtverbalen Symbolsprache zu vermitteln. (Kübler-Ross)"

Ich empfinde es ehrlich gesagt als pervers sadistische Überhöhung gegenüber jemandem, der sich gegen Fehldeutungen nicht wehren kann und sein "wirkliches Denken" ja nicht beweisen kann. Da ja alles weiterhin mit liebevoll nachsichtigem Lächeln in "verständliches Leugnen" umgedeutet werden kann. Ganz ehrlich : Ich habe selten so grausames gelesen wie von dieser Frau. Dass es nicht offen und ehrlich in einer "Horror Fratze" daher kommt, sondern sich im Gegenteil noch geradezu mit "heiligem Wissen und Liebe" umgibt, macht die Sache für mich vollends unerträglich. Selbst als Schwerkranker wäre mir jede *offene Feindschaft* und Böswilligkeit noch lieber.
Dass es das was KR behauptet geben mag und es womöglich (mir nicht nachvollziehbar) Betroffene geben mag, die sich *gerne* auf diese Weise "verstehen" lassen, kann ich nicht ausschliessen. Aber noch weniger ausschliessen könnt ihr den Fall, von dem *ich* hier ausgehe.
Und für *diesen* Fall sollte jene Grausamkeit auch für euch, Tanja und anja, nachvollziehbar sein. Ob man sowas dann als vernachlässigbare "Kollateralschäden" werten darf ?? Im Sinne von "halt unvermeidliche menschliche Irrtümer" ??

Fakt ist : Kübler-Ross weiß über den T'd genauso wenig wie jeder andere. Die "Bildchen", mit denen sie ihn gerne darstellt entspringen ihren ganz persönlichen Glaubensgewissheiten, deren Relevanz genauso wenig "objektivierbar" sind wie alle anderen.
Genauso wenig wie jeder andere ist sie nämlich in der Lage zu erklären, wie das "akzeptieren" des NICHTS überhaupt auch nur *möglich* sein soll. Und doch *fordert* sie es und das mit einer perfiden Aggressivität, die schon schauerlich ist. (Aggression äußert sich ja nicht nur in "brachialem auf den Tisch hauen".)
Denn die Übernahme ihrer höchst persönlichen "T'des Visualisierungen" *kann* sie ja nicht fordern.

Worte wie "leugnen" und "entlarven" zeigen was ich mit Aggressivität meine. In welchen Zusammenhängen benutzen wir denn im allgemeinen solche Begriffe oder auch z.B "etwas nötig haben". ?
Was meinen wir, wenn wir jemanden fragen "Sag mal, hast du das wirklich nötig ?"
"Leugnen" und "entlarven" sind sowieso eindeutig wertende Begriffe. Wie deutlich muss es denn *noch* sein ??

Und sehr wohl fordert sie zum "entlarven" auf ! Sie meint ja nur, dass man diese "Entlarvung" nicht gegenüber dem Betroffenen outen soll. Man soll ihn ruhig weiter "leugnen" lassen, wenn er es "halt nötig hat".

Lillebror


P.S.: Tanja, die Schwierigkeit noch hoffnungsvoll zu denken, wenn man das Ende einer Hoffnung schon mal mit erlebt hat, ist mir selbst doch nur zu gut bekannt. Aber es geht in dieser Diskussion doch darum, diese traurige Unfähigkeit nicht auch noch zur Philosophie zu erheben !
Ich für meinen Teil mache ganz klar eben KEINE draus. Ich erkenne es als das was es ist, nämlich *meine* inzwischen "erlangte" resignative *Unfähigkeit*. Keinesfalls würde ich glauben, damit "das richtige" zu denken und dieses Denken auch noch zum Maßstab für andere zu erheben. Und schon gar nicht auf andere, die womöglich auch noch von mir abhängig sind.
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