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Alt 09.06.2005, 15:13
Gast
 
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Standard 4 Jahre Bauchspeicheldrüsenkrebs

Liebe Petra

Ich hatte mit 37 einen leichten Schlaganfall. "Eigentlich" nichts zurückgeblieben. Selbst mein Mann hat 10 Jahre später vergessen, dass meine Unfähigkeit, ohne Wackeln auf einem Bein zu stehen, auf den dunklen Fleck im Gehirn zurückzuführen ist. Aber dieses in aller Augen ziemlich läppische Ereignis hat mich verändert - es ist genau dieser Punkt der Unbeschwertheit, den Du angesprochen hast. Wenn ich heute Geräusche im Ohr habe, einseitiges Kribbeln oder sonstigen Pillepalle, dann verfalle ich in eine kurze Schreckstarre - "davor" war ich "gesund" und mir sind viele Sachen überhaupt nicht aufgefallen, die mich heute temporär in Panik versetzen. Dass mich auch nach 10 Jahren so ein wirklich leichtes Gesundheitsproblem psychisch noch belastet, dass verstehe ich selbst kaum, wie soll es dann jemand anders.

Und das mit dem "dankbar sein" - das ist ein Ausdruck absoluter Hilflosigkeit der Umwelt. Natürlich hast Du - was die Statistik der BSDK-Kranken angeht - ein Riesenschwein gehabt. Natürlich könntest Du jeden Morgen, den Du erlebst, vor Dankbarkeit auf die Knie fallen. Aber verdammt - Du hättest schließlich auch einer von den Milliarden sein können, die keinen BSDK haben, die Wahrscheinlichkeit dafür wäre noch viel höher gewesen.

Ja, ich möchte auch so abgeklärt sein, mich über Dinge, die ich nicht ändern kann (vor allem nicht im Nachhinein) nicht aufzuregen oder sie zu bedauern, sondern sie "anzunehmen". Aber ehrlich - manchmal will ich mich aufregen, wütend sein, trauern. Wenn ich schon nichts ändern kann, dann wenigstens starke Emotionen. Das ist aber der Umwelt kaum zu vermitteln. Für mich ist dann ein Tagebuch hilfreich - max. 10 min. am Tag die Gefühle in die Tasten hämmern, das hilft mir.

Viele Grüße
Ingrid
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