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Alt 08.06.2005, 17:20
Gast
 
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Standard Er will sich nicht behandeln lassen

Mein Freund, mit dem ich seit sechs Monaten zusammen bin, hat mir vor einigen Tagen gesagt, dass er Lungenkrebs hat. Er habe es vor fünf Jahren erfahren und sich damals entschieden, sich nicht behandeln zu lassen, "weil man danach nur noch überlebt und nicht mehr lebt" und weil er "gut gelebt" habe. Er habe bisher auch nie darüber mit jemandem gesprochen.
Abgesehen davon, dass ich es ganz erstaunlich finde, dass er nach fünf Jahren noch am Leben und in relativ gutem Zustand ist (sieht zwar krank aus, hat Schmerzen in der Brust, die er wenn nötig mit Alkohol "bekämpft", aber ist nach wie vor in der Lage, Vollzeit zu arbeiten), habe ich große Mühe, seine Haltung nachzuvollziehen. Wie kann man in so einer Situation einfach die Hände in den Schoß legen und auf den Tod warten? Zumal er erst 48 ist. Ich versuche, mich in seine Lage zu versetzen, aber ich schaffe es nicht so recht, zumal er nicht wirklich darüber reden will.
Gibt es unter Euch Betroffenen jemanden, der die gleiche Entscheidung getroffen hat oder zumindest daran gedacht hat, einfach das Handtuch zu schmeißen?
Ich fühle mich total hilflos und auch hin- und hergerissen: Sollte ich seine Entscheidung respektieren - schließlich hat in so einer Frage jeder das Recht auf seine eigene Einstellung? Könnte ich damit leben, das mit ansehen? Oder soll ich versuchen, ihn umzustimmen (was meiner Meinung nach nicht einfach bis unmöglich sein dürfte)?
Ich frage mich auch, ob der Krebs der Grund sein könnte für seine zeitweiligen Depressionen und, ja man kann fast schon sagen, fiesen Anwandlungen.
Bin dankbar für jegliche Beiträge, die mir helfen, diese Situation und die psychischen Auswirkungen von Krebs besser zu verstehen.
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