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Alt 14.05.2005, 11:28
Gast
 
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Standard Meine Mutter hat krebs

Hallo Nessie, hallo Thomas und alle anderen,

Nessie, wenn ich Deine Zeilen lese, könnten Sie von mir sein!
Alles was Du schreibst, läuft bei mir fast auch so ab!
Mein Vater hat auch seit ca. 1 1/2 Jahren Darmkrebs, mit Lebermetastasen, die nicht mehr zu operieren sind! Kurz nach der OP sagten die Ärzte meiner Mutter und Schwester, "Nehmen Sie Ihren Mann mit nach Hause, man kann nichts mehr machen, und bereiten Sie die letzten 4 Monate ihm noch ein schönes Leben!"
Jeder kann sich wohl vorstellen, wie fürchterlich diese Aussage für uns war, zumal mein Vater immer ein "Starker Mann voller Elan, war" der jetzt sein Leben geniessen wollte, nach einem arbeitsreichen Leben! Er wollte noch das Abitur machen mit 59 so nebenbei, damit er nicht "verkalkt", hatte sich schon angemeldet!
Mittlerweile sind 1 1/2 Jahre vergangen, er bekommt ständig Chemos, einmal im Jahr hat er "Urlaub" von ca. 3 Wochen!
Meistens bekommt er die Dienstag auf Mittwoch, dann liegt er meistens und schläft und Ende vom Wochenende gehts ihm wieder besser! Ein ewiger Kreislauf!
Seit Samstag letzter Woche liegt er im Krankenhaus, er hatte nur noch Durchfall, hat nichts mehr gegessen oder getrunken, hatte schon blaue Hände und Füsse. Er möchte immer stark sein und lag fast eine Woche mit Schmerzen im Bett. Nach langem Drängen ging er ins KH, und es war höchste Zeit. Er hatte Wasser unter dem Dickdarm! Es sah sehr schlimm aus und wir haben mit dem Schlimmsten gerechnet, bei jedem Anruf, wie Thomas auch erzählte, zuckt man zusammen. Einmal hatte ich einen Traum in dieser Zeit von meinem Vater, in dem ich weinte, als ich aufwachte musste ich weiter weinen und konnte gar nicht mehr aufhören!
Gott sei Dank, bekommt er seit gestern wieder etwas "festes" zu essen und gerade am Telefon, hat er sich recht gut angehört! Endlich mal wieder eine volle Stimme, die zu kleinen Witzchen aufgelegt ist! Auch da könnte man nach dem Auflegen nur noch weinen!!
Nessie auch ich habe das Problem mit der Distanz zu meinem Dad, meine Mutter ist eher offener und wir nehmen uns mal in den Arm. Ich bin eher wie mein Dad, eher distanziert und trösten kann ich eher nicht so gut. Ziehe mich meistens zurück, wo ich allein sein kann und weine dann da!
Ich hatte am Anfang seiner Chemo ihm auch einen Brief geschrieben, er solle doch nicht so "bestimmend" sein, wie früher und sein Leben etwas ändern!Und ich möchte zu meinem 30.ten Geb. ein riesiges Geschenk von ihm!!! ;o) Den hatte ich am Montag und er war im Krankenhaus und jeder hoffte, dass er ihn noch mit erleben darf!! Laut meiner Mutter hatte er über den Brief geweint, und sich auch bei mir kurz bedankt. Aber ich weiss, dass er sich gefreut hat, auch wenn er nicht wirklich auf ihn einging. Er war immer recht dominat und auch das was Nessie schreibt, mit den "Schnauzereien" etc. kenne ich, auch eher meiner Mutter gegenüber. Die ist sehr sensibel und ich weiss nicht, wie es mal mit ihr weitergehen soll, sie ist recht unselbständig und hat auch öfter mal Depressionen.Momentan meistert sie die Situation recht gut!Aber ich möchte doch auch mal mein Leben endlich geniessen!!
Das mit den Freundinnen kenne ich auch, eine habe ich, die ab und zu frägt und mal zuhört, die anderen interessiert dies anscheinend nicht! Manchmal ist es traurig, man würde sich auch freuen, wenn sie sich nur mal erkundigen würden! Aber immer spielt man nach außen eine "Rolle", obwohl es innen anders aussieht, jede Minute denke ich dran, wenn ich lache, frag ich mich manchmal, darf ich das eigentlich, wie Thomas auch schreibt, die Beziehung leidet schon auch drunter. Mein Freund ist sehr verständnisvoll, aber mehr als Zärtlichkeiten? hat man selten Lust dazu und fühlt sich noch schuldig!
Naja, das ist nun der Alltag geworden! Ständiges Hoffen und Bangen und Freuen, wenn es Fortschritte gibt, oder es ihm nur mal besser geht, dann kann man den Tag oder die Woche auch mal kurz "abschlalten"!
So, dies wollte ich nun mal loswerden!
Ich wünsche Euch allen ein paar "nette" Pfingstfeiertage und allen Euren Angehörigen und Lieben!
Liebe Grüsse Kerstin
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