Einzelnen Beitrag anzeigen
  #214  
Alt 09.05.2005, 01:45
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Zeichen von unserem geliebten Menschen

Hallo, Ihr alle hier im Forum,

das sind ja wirklich wunderschöne Zeichen, die Ihr von Euren Lieben bekommen habt, und auch wunderschöne Gedichte.
Ich weiß, welche Verzweiflung man spürt, wenn man einen lieben Menschen hergeben mußte. Ich fühle aus tiefstem Herzen mit Euch.

Ich möchte Euch auch von einer Begebenheit berichten, an die ich immer wieder denken muß. Dazu muß ich erst mal etwas weiter zurückgreifen.

Mein geliebter Mann, Papa und Opi ist nach Diagnosestellung Speiseröhrenkrebs inoperabel im Dezember 2003, am 26. Februar 2005 im Alter von 47 Jahren von uns gegangen.

Er hatte bis Oktober 2004 Chemo und im November eine Reha. Hat alles nichts gebracht, im Januar 2005 Untersuchung - neue Lymphknoten haben sich gebildet, also wieder Chemo. Mein Mann hat die ganze Zeit nicht sehr körperlich gelitten, aber seelisch. Ab Mitte Januar stellten sich aber nun Schmerzen ein, der Onkologe sagte uns, es könnte die Chemo sein, die arbeitet. Aber mein Mann hat psychisch immer mehr abgebaut, ich konnte noch so stark sein, ihm Mut zureden, obwohl ich manchmal selbst fast verzweifelte, er war immer öfter traurig und hat geweint.

Im Nachhinein wird mir immer bewußter, dass er sich in der ganzen letzten Woche vor seinem Tod eigenartig benommen hat. Zu unserem Sohn sagte er "Das ist bestimmt meine letzte Fahrt mit Dir, ich spüre, dass meine Zeit gekommen ist, ich wünsche Dir dass Du glücklich wirst", immerzu hat er gesagt, dass er uns ja soooo lieb gehabt hat. Ich schimpfte und sagte, Du hattest uns nicht lieb, sondern Du hast noch und das viele Jahre. Vom Dienstag zum Mittwoch war seine vorerst letzte 24 Std Chemo im Block vor der 1. Untersuchung, er hat mich gebeten, in dieser Nacht bei ihm im Krankenhaus zu bleiben.

Danach war er plötzlich wie ausgewechselt, hat sich für viele Dinge wieder interessiert usw. Ich habe ihm gesagt, wie froh ich bin, dass er sich wieder gefangen hat und so ziemlich der Alte ist. Am Donnerstagabend waren wir noch im Kino in einem lustigen Film. Auch am Freitag war alles noch ok. Abends haben wir sogar noch Pläne wegen einem neuen Auto gemacht. Nur nachts um 3.00 Uhr hörte ich ihn plötzlich aus seinem Arbeitszimmer rufen. Ich bin aus dem Bett gesprungen und habe ihn am Sessel knieend vorgefunden. Ich geriet in Panik und sagte, das ist Dein Kreislauf, ich hole Dir Wasser. Zwei Gläser hat er getrunken, dann sind wir gemeinsam ins Badezimmer, weil er erbrechen wollte. Mit dem linken Arm habe ich ihn gestützt und mit der rechten Hand habe ich ihm immer wieder die Stirn befeuchtet. Dann ist er mir plötzlich aus dem linken Arm entglitten und es war alles ganz ruhig. Ich dachte, er ist bewußtlos und rannte zu meinen Kindern, die auch mit in unserem Haus wohnen, damit sie ganz schnell anrufen sollten. Der Notarzt kam innerhalb 6 Minuten, nach 30 Minuten Reanimationsversuchen (mir war die Zeit gar nicht bewußt geworden) teilte man mir dann seinen Tod mit. Das kam alles so plötzlich für mich und unfassbar.

Jedenfalls gehe ich jeden Tag an sein Grab und habe schon des öfteren zu ihm gesagt, er solle mir doch mal ein Zeichen geben. Ich habe ja so eine riesengroße Sehnsucht nach ihm. Vielleicht habe ich auch Zeichen nicht als solche angesehen. Ich hatte aber vor 2 Wochen einen Traum. Meist kann ich Träume nicht wiedergeben, sobald ich erwache, sind sie weg. Doch diesen Traum konnte ich sofort meiner Tochter erzählen.

Ich habe auf dem Rücken im Bett gelegen, die Bettdecke bis zum Kinn gezogen und meinen Mann hatte ich im linken Arm, sein Kopf lag auf meiner Bettdecke gekuschelt. Plötzlich fiel der Kopf meines Mannes irgendwie schwer auf mich, das war so ein Gefühl, wie damals im Badezimmer. Ich bekam wieder Panik und sah plötzlich, dass er sein rechtes Auge geöffnet hatte, (bei der Abschiednahme habe ich ihn so gestreichelt, dass sein rechtes Augenlid nach oben ging). In diesem Moment erhob er sich und legte sich auf die Seite zum Schlafen, mich überströmte ein Glücksgefühl, Gott sei Dank lebt er. Doch dann wurde ich plötzlich wach. Ich lag genauso im Bett wie im Traum, kerzengerade auf dem Rücken, mußte mich orientieren wo ich war und habe neben mir sich etwas bewegen sehen und meiner Meinung auch ein Atmen gehört. Da ich die Außenjalousien runterhabe, ist es ziemlich dunkel im Schlafzimmer. Jedenfalls dachte ich, ach unser Kater Morli hat wieder mal den Weg ins Bett gefunden (mein Mann und Morli waren ein Herz und eine Seele) und da er sehr schreckhaft bei jeder Bewegung reagiert, habe ich mich ganz vorsichtig in eine bequeme Lage gebracht, war froh, dass er nicht gestört wurde, denn sonst wäre er entweder über meine Bettdecke oder hinter meinem Kopf entlang herausgesprungen, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich weiß auch nicht wie spät es war, jedenfalls wurde ich irgendwann geweckt von Morli, das stand pitschnaß vor mir, miaute und verlanget nach seinem Essen. Da kam mir der Gedanke, dass Morli ja wohl kaum im Bett gewesen sein kann, womöglich war das nun ein Zeichen von meinem Liebling?? Was denkt Ihr?
Kurz nach seiner Beerdigung am 08. März sind mir zwar 2 Glühlampen durchgebrannt, eine im Wohnzimmer in der Schrankwand und eine in seiner Salzkristalllampe, die ich ihm zu seinem Geburtstag im November noch geschenkt hatte, und die in seinem Arbeitszimmer auf der Fensterbank steht. Diese hatte ich abends trotzdem immer wieder eingeschaltet, damit er sie vom Friedhof aus (ca. 200m von unserem Haus entfernt) sehen kann.

Meine Tochter träumt öfters von Papa. Im Traum erscheint er ihr lustig, wie er im Leben war und mit seinem vollen schwarzen Haar (nach der Chemopause ab Oktober war es noch lange nicht so stark wieder nachgewachsen), aber sie hat noch nichts bewußt von so einer derartigen Begebenheit gespürt wie ich sie hatte.

Jetzt wünsche ich Euch allen eine Gute Nacht und wunderschöne Träume. Ich danke, dass Ihr mir zugehört habt.

Liebe Grüße Steffi