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Alt 06.05.2005, 17:11
Gast
 
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Standard Sie trifft sich mit einem anderen Mann, nach 9 Mon

Hallo,

es ist hier, wie Rudolf schreibt,eine Menge an kluger Antworten eingegangen. Ich schreibe, weil ich den Part habe, von dem noch nichts eingegangen ist: ich bin die neue Frau des Witwers.

Als ich meinen Mann vor 18 Jahren kennenlernte, war seine Frau zwei Monate tot. Ich konnte es nicht fassen, daß ein Mensch nach einer Ehe,die immerhin 20 Jahre dauerte, die nach allem, was er mir erzählte eine innige, erfüllte, Liebesbeziehung war, nun zu einer neuen Beziehung nicht nur bereit war, sondern sie suchte. Ich fragte mich, ob er wirklich ein so lieber, sensibler Mann ist wie er mir erschien, ich wußte nicht was ich davon halten soll und zog mich zurück. Zwischen uns lagen 1000km und wir näherten uns nach einiger Zeit langsam mit Briefen und Telefonaten. Wahrscheinlich hätte ich uns keine Chance zu einem wirklichen Kennenlernen gegeben, wenn er Kinder hätte.

Noch heute fällt mir schwer dieses Tempo zu begreifen. Mein Mann sagt, er sei damals irgendwie neben sich gestanden und hatte richtige Panik allein zu sein.
Wie lebt man als "neue Frau"? Ich sehr gut. Ich habe dieser Beziehung viel Zeit zum Wachsen gegeben. Wenn wir von seiner verstorbenen Frau sprechen, dann ist für mich die Bezeichnung ganz selbstverständlich "deine Frau", ihr Bild steht auf meinen "Altar" neben den Bildern meiner und seiner verstorbenen Eltern, wir gehen gemeinsam zum Friedhof.
Ehrlich gesagt bedaure ich, daß er keine Kinder hat. Ich wäre ganz gerne eine mütterliche Freundin,wenn das erwünscht wäre.

Ich glaube man kann nicht generell sagen, daß den Kindern das Verständnis für den hinterbliebenen Elternteil fehlt, oder dem Elternteil das Einfühlungsvermögen. Es gibt einen trotzigen Egoismus auf seiten der Kinder, aber es gibt den Egoismus und die Härte auch auf seiten des Elternteils und des neuen Partners. Es gibt eben alles.

Wenn ich an die Beispiele in meinem Bekanntenkreis denke dann fällt mir auf, daß Söhne bei diesem Thema viel gelassener sind.

Meine Mama ist vor sechs Jahren gestorben. Sie war mein Lebensmensch. Ich werde sie immer vermissen. Es hat sich ergeben, daß ich nach ihrem Tod einige ältere Damen kennenlernte. Vielleicht hat sie mir einen Schubbs in die Richtung gegeben. Ich habe nun ein paar Kontakte die mir so etwas wie mütterliche, oder tantenmäßige Aufmerksamkeit und Wärme geben. Ich kann etwas zurückgeben, was ich sonst nicht mehr bin - die Aufmerksamkeit einer Tochter.

Ich wünsche Euch traurigen, verletzten Töchtern, daß die neuen Partner Eurer Mutter, Eures Vaters so sind, daß Ihr alle miteinander gut leben könnt.

Alles Gute
Briele
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