Thema: Beerdigung
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Alt 03.05.2005, 23:31
Gast
 
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Standard Beerdigung

Liebe Kaja,

ich weiss nicht, ob es Dir möglich ist, mit Deinem Mann und Deinen Kindern offen über die Beerdigung zu sprechen.
Das hängt sicher auch vom Alter Deiner Kinder ab.
Das ist ein sehr sensibler Punkt, da Du, auch und obwohl Du vielleicht noch Hoffnung hast, dass Dein Leben noch sehr lange dauern wird ( ich wünsche es Dir von ganzem Herzem) doch mit diesem Thema in der Familie über etwas endgültiges reden musst, über das Abschiednehmen, über etwas unvermeidliches, was irgendwann geregelt werden muss.

Ich kann nur aus meiner Erfahrung mitteilen, wie mein Partner das geregelt hat. Es war ihm, genauso wie Dir, ein Bedürfnis, alles zu regeln, solange er dazu noch in der Lage ist. Er hat mit seiner Tochter und mit mir einen Termin vereinbart, um über seine Beerdigung zu reden. Da es im Vorfeld dazu allerdings schon recht kontroverse Ansichten mit seiner Tochter gab, habe ich mit einer Mitarbeiterin eines Hozpizvereins gesprochen und sie gebeten, an diesem Gespräch teilzunehmen.
Das kann ich nur jedem empfehlen, es war eine sehr gute Erfahrung, denn somit war eine "neutrale" Person an diesem Gespräch beteiligt. Sie fungierte als Moderator, mein Partner hat erzählt, wie er sich seine Beerdigung vorstellt - kein Tamtam, keine Predigt, keine Lobeshymnen von einem Pfarrer, der ihn überhaupt nicht kennt, in jedem Fall eine Feuerbestattung und dann anonym unter dem grünen Rasen beerdigt zu werden. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich seinen Willen diesbzgl. voll und ganz respektieren werde .. es gibt meiner Meinung auch andere Plätze zum Trauern als den Friedhof und ein Grab - es gibt sicher einen Platz, mit dem man schöne, gemeinsame Erinnerungen verbindet und man kann diesen Platz auch von vornherein dazu bestimmen, der Platz zu werden, an dem man mal zur Ruhe kommt, an dem man trauert und an dem man, aufgrund der guten Erinnerungen dann vielleicht auch wieder Kraft schöpfen kann für das eigene Leben, das ja weitergehen muss.
Die Tochter meines Partners (30 J) hat Ihre Vorstellungen geäussert, sie wollte unbedingt ein Grab als Platz zum trauern. Die Mitarbeiterin des Hospizvereins hat alle Gründe für das eine oder andere abgefragt und uns letztendlich die gemeinsame Entscheidung erleichtert, dem Wunsch meines Partners zu entsprechen. Seine Tochter hat das aufgrund des Gespräches akzeptiert und versteht die Gründe Ihres Vaters nun doch sehr gut.
Seit diesem Gespräch haben wir über Beerdigung nicht mehr geredet. Dieser Punkt ist geregelt, meinem Partner geht es seitdem sichtlich besser, er war sehr erleichtert, dass wir eine Regelung haben, mit der wir als engste Angehörige leben können - wir geben ihm die Sicherheit, dass wir das aushalten können.

Aus dieser Erfahrung heraus kann ich nachvollziehen, dass Du auch gerne alles geregelt haben möchtest. Diese Gedanken kosten schliesslich auch eine Menge Kraft, Kraft die Du für Dein Leben benötigst. Versuche, so offen wie möglich über alles zu reden, frag Deine Familie nach Ihren Vorstellungen, vielleicht ist die Anwesenheit einer "neutralen" Personen auch für Euch hilfreich... Hospizmitarbeiter sind entsprechend geschult und könnten Euch auch in der nächsten Zeit helfend zur Seite stehen.
Je schneller Du alles regelst, was Dich heute belastet, desto eher kannst Du Dich zurücklehnen und Deine Kraft zum Leben nutzen.
Ich wünche Dir noch ganz viel Kraft zum Leben
Lieben Gruss Gaby
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