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Alt 11.10.2002, 17:13
Gast
 
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Standard hier ist Freitag...

Liebe Carlotta,

hier bist Du eine von uns, wenn auch jede Einzelne ein anderes Schicksal hat.
Ich bin 39 Jahre alt und bin im Januar 02 brusterhaltend operiert worden. Lymphknoten waren frei, keine Metastasen. Meine Umwelt hat ob der guten Prognose aufgeatmet, meine Stimmung ging immer mehr in den Keller.
Ich habe stoisch die Bestrahlungen überstanden, nehme jetzt Zoladex und Tamoxifen mit all ihren unangenehmen Begleiterscheinungen, versuche die Mistel und nehme reichlich Vitamine.
Trotzdem ist meine Stimmung immer mehr in den Keller gegangen. Meine Gefühle haben mit mir gemacht und ích hatte immer mehr das Gefühl, nicht ich selbst zu sein. In manchen Momenten habe ich mir gewünscht tot zu sein, um die tiefe Traurigkeit und Verzweiflung nicht mehr aushalten zu müssen. Darüber habe ich hier im Forum auch unter dem Titel "reaktive Depression" geschrieben, weil ein "Gesunder" das überhaupt nicht verstehen kann.
Dann habe ich eine Psychotherapie bei einer Verhaltenstherapeutin angefangen, bei der ich zunächst viel geweint habe und mein Wirrwarr im Kopf von mir gegeben habe.
Dann bin ich zu einem Neurologen und habe ein Psychopharmaka verschrieben bekommen. Seitdem geht es aufwärts mit mir. Mit meiner Psychotherapeutin kann ich jetzt vernünftig arbeiten und ich komme gut durch den Alltag. Ich versuche tatsächlich, dem Krebs etwas Positives abzugewinnen. Ich habe vorher schlichtweg gar nicht auf mich und meinen Körper geachtet, sondern Raubbau betrieben. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder (9,6) für die ich da sein musste. Dann bin ich noch arbeiten gegangen und habe versucht "Karriere" zu machen. Dabei bin ich auf der Strecke geblieben. Heute versuche ich - auch mit Hilfe meiner Psychotherapeutin - mehr an mich und an meine Bedürfnisse zu denken. Nicht immer einfach, aber ich muss eben.
Ich habe in der Nacht vor meiner OP wach gelegen und über mein Leben nachgedacht und mir klar gemacht, dass es so nicht weiter gehen konnte. Der Körper hat mir ein großen Stoppschild gezeigt und dies will ich beachten.

Vielleicht hast Du ja Lust, mir direkt eine mail zu schreiben. LIebe Grüße aus Berlin von PetraPetraBeeck@web.de
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