Einzelnen Beitrag anzeigen
  #5  
Alt 07.02.2005, 09:12
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hinterbliebene sind Aliens

Liebe jabka,

schön dass du dieses Forum gefunden hast. Es tut einfach gut, sich in dieser Schweren Lage mit anderen Menschen auszutauschen, die unseren Schmerz nachvollziehen können – auch wenn die Umstände so traurig sind und man sich natürlich lieber auf andere Weise kennen lernen würde... Ich finde, alle hier sind doppelt schwer getroffen – nicht nur der Verlust eines geliebten Menschen sondern auch die schmerzliche Zeit davor. Zu erleben, wie man letztendlich machtlos, natürlich nicht tatenlos!, Stück für Stück dieser sch.. Krankheit das Zepter übergeben muß ist unbeschreiblich.

Man denkt schon während des Krankheitsverlaufes einige Male zu zerbrechen, schöpft aber dennoch immer wieder Kraft um die Hoffnung, manchmal auf ein Wunder einfach nicht aufzugeben und das ist auch gut so.

Es tut mir sehr leid für dich dass du deinen besten Freund verloren hast, es gibt wirklich nichts was nun trösten könnte. Fühl dich unbekannterweise umarmt und gedrückt von mir. Vielleicht magst du ja etwas mehr schreiben, auch wie alles anfing und dann weiter ging?

Ja, es ist richtig – als ‚Trauernde/r’ kommt man sich schon oft vor wie ein Alien. Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich, die meisten sind einfach überfordert. Ich könnte mir z.B. vorstellen, das einige deiner Freunde öfter versucht haben, deine emails zu beantworten aber einfach nicht die richtigen Worte fanden – und bevor sie sinnloses unpassendes Zeug schreiben haben sie einfach nix geschrieben?

Von einigen meiner bzw. unserer Freunde/Bekannten habe ich nach dem Tod meines über alles geliebten Schatzes auch gar nichts mehr gehört. Ich nehme ihnen das aber nicht übel, es ist mir lieber als diese oberschwachsinnigen Ratschläge oder Äußerungen von denen auch ich die Nase mehr als gestrichen voll habe (..das Leben muß ja weitergehen, .... du bist ja noch jung und findest sicher einen neuen Partner,....eigentlich war es ja eine Erlösung,...sei froh dass es dann doch so schnell ging, ...hast du denn das Cabrio noch,...gehst du auch auf die Karnevalsfeier,....und und und). Oft habe ich auch erlebt, dass nach kurzer Frage wie es mir geht dann die eigenen Leidensgeschichten ausgesprochen und ausgebreitet werden.... (wie bei älteren Leuten im Arztwartezimmer, dem einen geht es schlechter als dem anderen und das muß dann übertrumpft werden?!) ...oder auch wieder nur Hilflosigkeit und fehlende passende Worte (die es ja auch nicht so richtig gibt??).

Aber es gibt einige wenige Lichtblicke unter Freunden, Arbeitskollegen und in der Familie; auch sie mussten irgendwie mit durch und standen hilflos zur Seite, haben einiges ertragen müssen weil mir natürlich ab und an die Nerven blank lagen...! Dafür bin ich mehr als dankbar und denen werde ich das nicht vergessen. Ich drücke dir sehr die Daumen, das du auch solche ‚Lichtblicke’ in deinem Umfeld haben wirst, manchmal dauert es eine Weile und dann meldet sich jemand, bei dem man spürt dass es ihm ernst ist mit seinem Mitgefühl.

Es ist gut für dich dass du dich jetzt mit deiner Trauer auseinandersetzt und dich nicht davon abbringen lässt, auch wenn du andere Menschen damit in die Flucht schlägst. Denke daran, es ist für DICH wichtig DICH damit auseinanderzusetzen, damit es ein Überleben für DICH gibt.

Glaube mir, ich kann dich verstehen! Oh, jetzt hab ich einen Roman geschrieben obwohl du eigentlich nur jemanden zum Zuöhren brauchtest.

Du fragtest nach einem Ratschlag; meiner wäre lasse dir und anderen Zeit, erwarte nicht zu viel und freue dich, falls etwas darüber hinaus geht.

Nochmals, fühl dich umarmt!

Auch ein Hallo an Heike und Andrea(da bist du ja schon wieder )),

ich war auch ‚nur’ fast 18 Jahre mit meinem Schnucki zusammen, und ‚nur’ fast 12 Jahre verheiratet...aber dafür sehr intensiv und glücklich. Ich möchte niemanden verletzen, für mich bin ich aber sicher es wäre mir leichter gefallen mein Schatz hätte mit 90 Jahren nach einem erfüllten langen Leben auf das man zufrieden zurückblicken kann von mir gehen müssen als viel zu früh und unter solchen schrecklichen Bedingungen mitten aus dem Leben, das wir uns gemeinsam aufbauten gerissen zu werden.

Ich wünsche EUCH alles Liebe und wünsche MIR dass Ihr trotz allem nicht verbittert sein müsst (Andrea natürlich sehe ich es nach!!), auch wenn es schwer fällt – das ist doch nur negativ für uns, hilft uns nicht weiter und diejenigen wegen denen man verbittert sein möchte spüren es eh nicht.

Alles Liebe,
Bärti
Mit Zitat antworten