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Alt 25.09.2002, 12:14
Gast
 
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Standard Frage an evtl. hier mitlesende Patienten

Hallo Ihr Lieben,
noch einmal Danke an Lisa, für Deine Unterstützung. Ich kann's auch nicht lassen, und melde mich nochmal kurz zu Wort hier.

Liebe Isa, ich weiss schon, was Du meinst. Aber Konfrontationen an und für sich sind ja noch lange nichts negatives. Negativ werden sie erst, wenn wir sie so sehen.
Nicht jeder Betroffene ist jederzeit bereit dazu, in einem Hinterbliebenenforum zu lesen, wie schon gesagt, dazu braucht er den Willen, damit konfrontiert zu werden und natürlich auch die Kraft. Ich habe ja auch geschrieben, dass ich nur dann hier rein schaue, wenn ich dazu bereit bin und die Kraft dazu habe. Und ob ich dann noch was rein schreibe oder nur still mitlese, ist dann wieder ein anderes Thema, denn das kann jeder in jedem Forum ja tun. Aber dass die Möglichkeit DA ist, finde ich wichtig, denn - wie schon ein paar hier geschrieben haben - : Man lernt sich in einem bestimmten Forum kennen, diskutiert und hilft sich gegenseitig, und später wird dann jemand plötzlich zum Hinterbliebenen, wo das Forum gewechselt wird. Aber er ist immer noch DA, er tauscht sich lediglich mit anderen in einem anderen Forum aus, wo diese anderen gerade das selbe fühlen und durchmachen wie er selber. Das ist ja auch völlig richtig so, denn zur "Verarbeitung" braucht es nun mal Gleichgesinnte.
Genau so wie ich am Anfang nur ins Brustkrebsforum ging. (Suche nach Gleichgesinnten, Suche nach Heilmethoden, Suche nach gegenseitiger Unterstützung und die ganze Verarbeitung). Mit der Zeit musste ich aber auch anderes verarbeiten, wie z.B. den eigenen Umgang mit Angehörigen, oder Angehörige mit mir. Also rutschte ich ins Angehörigenforum. (Da habe ich übrigens SEHR nette Menschen kennen gelernt!) Auch hier ging es um die Verarbeitung des Ganzen.
Nun rutschen aber diese Angehörigen manchmal plötzlich in die Foren für Hinterbliebene. Ich erlebe dies also als Selbstbetroffene live mit, fühle mit, trauere mit, ... und damit ich weiterhin "bei ihnen" sein kann, lese ich hier hin und wieder still im Forum für Hinterbliebene mit.
Dieser Vorgang selbst hat eigentlich nichts mit Angst zu tun. Er ist einfach eine Entwicklung. Zur weiteren Konfrontation. Diese Entwicklung kann etwas positives zu meiner eigenen Verarbeitung beitragen, ... auch wenn alles so schrecklich traurig ist, verstehst Du?
Klar ist jeder Mensch da verantwortlich für seine Selbstbestimmung, jeder muss mit seinen eigenen Konflikten irgendwie umgehen. Ich gehe auch gar nicht davon aus, dass JEDER Betroffene das kann und will. Aber die Möglichkeit, hier im Forum mitlesen, oder auch mitreden zu können, sollte bestehen bleiben, damit für Verarbeitungen genug Raum bleibt.

Mir ist schon klar, wie Lillebror das gemeint hat. Er meinte: Trauern selbst ist ein Thema für sich. Es ist ein ganz anderes Thema als Angehöriger zu sein und mit Krebspatienten umzugehen. Oder wieder ein ganz anderes Thema als Krebsbetroffener zu sein. Und er meinte wohl, dass das Thema "Trauern der Hinterbliebenen" die anderen wohl zu sehr belasten kann. Also muss das Thema "Hinterbliebene" raus, oder separat behandelt werden.
Wäre ja eine Idee, aber eigentlich ist ja gar niemand damit einverstanden hier, nicht wahr?
Es ist nun mal so: Das eine zieht eben das andere mit sich, alles gehört zusammen. Irgendwann, irgendwie.
Die Frage ist nur, was wir daraus machen.

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ganz viel Kraft. Kraft zur Verarbeitung. Ich bin bei Euch, fühle mit, verarbeite mit, weine mit, auch wenn ich meistens nur ganz still bin und mich gar nicht gross hier melde, ja?

Ganz liebe Grüsse an Euch alle
von der "krassen" Brigitte
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