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Alt 22.09.2002, 21:33
Gast
 
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Standard Frage an evtl. hier mitlesende Patienten

Hallo Michaela,

ich sitze jetzt seit sehr langem über deinem Beitrag und grüble. Ich weiß wohl, wovon du sprichst.
Es geht jetzt vielleicht um etwas, was mir das wichtigste von allem scheint. Den Bezug auf das, was unsere laufende "Grundsatzdiskussion" über das Forum angeht lasse ich jetzt wegen deiner persönlichen Situation weg. Ich denke es ist dir recht.
(@Susan, ich antworte ein ander Mal wahrscheinlich noch.)

Du schreibst :
>>Wir haben uns für das Krankenhaus entschieden, weil mein Vater noch nicht so weit war, denn dieser Kampf war noch der rote Faden zum Leben und er wollte nicht gehen. Aber sind es in dieser Phase nicht auch wir Angehörigen, die die Entscheidungen treffen müssen ob wir wollen oder nicht. Weil der Krebspatient garnicht mehr dazu in der Lage ist. <<

Du hast ja beschrieben, was dein Vater will. Nämlich den "roten Faden" halten und bleiben. Damit *ist* doch schon eine Entscheidung getroffen. Und die kann ja nur richtig sein, denn es ist *seine*. Und ihr habt, so wie ich dich verstehe, euch ja auch danach gerichtet.

>>Und um meine Meinung zu hören ist der Tod manchmal, nicht nur das schreckliche, sondern wie ich seit Donnerstag weiss, könnte es auch die Erlösung sein, aber es müssen alle dazu bereit sein, dieses zu akzeptieren. <<

Ich lasse mich notfalls dafür steinigen, aber es ist zu wichtig, viel zu wichtig, um darauf zu verzichten. Vielleicht siehst du das ja auch ohnehin genauso, trotzdem will ich es herausheben :

Dieses "akzeptieren" darf nur vom Betroffenen selbst ausgehen. Damit meine ich, dass
keinesfalls eine Situation entstehen darf, in der das Umfeld (Angehörige, Ärzte..) den "T'd akzeptieren", solange der Betroffene selbst aber bewusst dagegen ankämpfen *will* !
Man darf ihn darin keinesfalls alleine lassen, egal wie schwer es ist und auch unabhängig davon, wie die sogenannten "realistischen Prognosen" aussehen. Denn in dieser Situation zählt ausschließlich die unmittelbare Gegenwart. Der "rote Faden" selbst.

Auch und gerade in einer (womöglich) letzten, existentiellen Hoffnung, darf man niemanden alleine lassen. Auch nicht im Rahmen einer liebevollen Fürsorge. Vielleicht in der sogar am allerwenigsten.
Die Aufgabe bleibt in jedem Falle : diese Hoffnung zu stützen und zu halten, so lange es vom *Betroffenen selbst* gewünscht und damit auch *gebraucht* wird.
Das hat auch nicht das allergeringste mit dem berühmten "sich-was-vormachen" zu tun.

Ich wünsche dir und deiner Familie alle Kraft der Welt dafür. Und deinem Vater, dass er immer fühlen kann, dass er nicht alleine ist. Dass immer jemand bei ihm ist, den "roten Faden" zu halten.

Alles Gute

Lillebror
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