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Alt 12.01.2005, 23:00
Gast
 
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Standard Brustkrebs und kleine Kinder

Hallo Anne
Nun der Alltag hat mich schon fast wieder... Aber er überfordert mich noch masslos. Gestern schlief ich doch wirklich während des Sandmännchens ein und die Kleine weckte mich danach. Ist alles noch so anstrengend und alle machen einen Wettlauf im Vergessen, was gerade erst noch war. Ach wie toll, dass Du den Krebs überlebt hast und so... Was, es geht Dir so gut, na dann brauchst Du keine Hilfe mehr... Ach, es nervt mich. Aber ich krieg das schon wieder geregelt. Muss halt wieder einmal erklären, dass es mir zwar sehr gut geht, ich aber noch nicht in der Lage bin so zu funktionieren wie vorher. Vielleicht nie mehr so!? Bin es auch leid zu erklären, dass mir die nächste Zeit schon ein wenig Angst macht. Es wird sich zeigen, ob sie meine Krebszellen wirklich alle erwischt haben. Meine Prognosen bleiben nach wie vor nicht so rosig, aber wer bin ich denn hier mitten im Aufatmen mit meinen Aengsten zu beginnen?? Nein ernsthaft, heute kann ich es nicht so locker nehmen irgendwie. Habe - wie immer - die Kopie des letzten Infobriefes der Senologie an meinen Hausarzt erhalten und der holte mich auf den Boden der Tatsachen. Da steht natürlich nicht geheilt oder so, sondern unaufälliger Befund, Metastasen wenig wahrscheinlich, etc. Nicht so berauschend, aber real. Lassen wir das.
Meine Schwester ist für einen Monat in Argentinien, also eine überschaubare Zeit. Sie ist 44 und ich 37. Wir waren vier Kinder. Ihr Lebenslauf war total anders als meiner. Sie heiratete mit 19 und das erste Kind kam mit knapp 20, danach in Windeseile nochmals zwei. Jetzt sind alle ausgezogen. Ich hatte keine Ahnung, dass Kinder haben so etwas Tolles ist und lebte wilde Jahre bis zur Kleinen. Für mich war es genau richtig so. Ich bin so dankbar, dass der Krebs erst nach der Kleinen kam. Möchte mir nicht vorstellen, wie es mir ginge, wenn ich jetzt vielleicht nie Mutter sein dürfte... So hab ich halt nur dieses eine Kind, aber das ist wunderbar so. Ein immenses Geschenk.
Mich berührt es sehr, wenn ich hier von den jungen Müttern lese, die mitten in der Behandlung stehen und so zerrissen sind von den eigenen Bedürfnissen und den Ansprüchen an sich als Mutter und der Sorge ums Wohl der Kinder... Kennen wir, nicht wahr? So eine Herausforderung dieses Muttersein als Krebspatientin und solch ein Geschenk! So viel Kraft kommt aus dieser Liebe für die Kinder. Früher meinte ich immer, dass die Erfüllung im Geliebtwerden liege und seit ich Mutter bin erfahre ich, dass sie im Lieben liegt...Von Zeit zu Zeit denke ich, wenn die Liebe mich so erfüllt, dass da doch gar kein Platz sein kann für Krebs. Ich bin doch schon voll...
In diesem Sinne einen ganz lieben Gruss von Mutter zu Mutter!
Barbara
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