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Alt 10.09.2001, 00:28
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Standard Interesse an Erfahrungen mit Femara

Hallo, Wolf-Dieter!
Fast möchte ich dich so begrüßen: Willkommen im Club der Frauen - aber das Thema ist doch wohl zu Ernst! Gehört hatte ich ja schon davon, daß es wenige Prozent an Brustkrebs erkrankten Männern gibt, hätte aber nicht gedacht, daß sich hier auf diesen Seiten mal einer meldet.
Ich gehöre zu den Frauen, die Femara als Vorsichtsmaßnahme gegen weiteres Fortschreiten der Brustkrebserkrankung nehmen (d.h. bei mir liegen nach all den durchgeführten Nachsorgeuntersuchungen erwiesenermaßen keine irgendwie gearteten Metastasen vor). Und ich mußte um das Medikament wie eine Löwin kämpfen, da es ja sehr teuer ist und eigentlich erst nach Auftreten von Metastasen verordnet wird. Aber - wie gesagt - bin ich ein sturer Mensch und lasse mich nicht so leicht von etwas abbringen, vor allen Dingen dann nicht, wenn ich von einer Mitpatientin eine solch wertvolle Information wie das Existieren von Femara bekomme, die mir sagte, sie nähme es und es hätte eben nicht diese schlimmen Nebenwirkungen wie bei Tamoxifen. Vor 1 1/2 Jahren - also zu Beginn des Jahres 2000 - nahm ich noch Tamoxifen und war durch all die Nebenwirkungen wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen so entnervt, daß ich sogar an den berühmten Sprung aus dem Fenster dachte, obwohl so was normalerweise für mich überhaupt nicht in Frage kommt. Dann hörte ich wie gesagt von einer Mitpatientin von diesem sagenhaften Präparat und habe es mir doch tatsächlich gegen alle Widerstände erkämpft. Von dem Moment an habe ich sofort durchgeschlafen, die Hitzewallungen gingen fast gegen Null zurück und ich blühte regelrecht auf. Das Leben machte wieder Spaß. Ich Juli des Jahres 2000 mußte ich mir dann allerdings die beiden Eierstöcke entfernen lassen, weil sich dort ein paar sogenannte Schokoladen-Zysten gebildet hatten (die mir als die Vorstufe von Krebs erklärt wurden). Danach traten all die üblichen Erscheinungen der Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen usw. wieder auf. (Da haben Männer ja weniger was mit zu tun, oder etwa doch?) Femara habe ich trotzdem weiter genommen; gegen die wieder aufgetretenen Beschwerden habe ich in Absprache mit meiner Frauenärztin dann Liviella (Wirkstoff Tibulon) verordnet bekommen. Sie wies mich allerdings darauf hin, daß durch dieses künstliche Östrogen die Wirkung von Femara abgeschwächt werden könnte. Zwar geht es mir jetzt besser, was die Wechseljahrsbeschwerden angeht, aber dafür habe ich jetzt mit Lymphödemen in Arm und Bein auf der rechten, brustoperierten Seite zu tun.
Da ich mir gerade eben die von Frau Stroh genannten Quellen habe ausdrucken lassen und mal schnell über die bekannten Nebenwirkungen von Femara drübergeschaut habe, kann ich dazu nur folgendes sagen:
Kopfschmerz - kommt vor,ist aber nicht eindeutig auf Femara zurückzuführen, da ich oft auch vor der Erkrankung schon zu Schulter-Nacken-Verspannungen geneigt habe.
Übelkeit - bislang nicht aufgetreten.
Periphere Ödeme - ja, aber die treten eigentlich immer auf, da die Operationsnarben unter der Achsel, auf der Brust und bei mir noch auf dem Rücken (wegen Brustaufbau mittels Latissimus dorsi) schon sowieso die gewohnten Lymphbahnen durchtrennt haben und der Lymphstau nun mittels Drainage behandelt wird.
Erschöpfung - klar, wenn man Chemo, Haarausfall, krankheitsbedingte Gewichtsabnahme, dann Wiederaufnahme der Berufstätigkeit bis hin zur vollen Stundenzahl mit täglich 3-stündiger Pendelzeit mit dazu nimmt, dann ist Erschöpfung eigentlich normal.
Hitzewallungen - treten bei mir jetzt nur noch bei anhaltendem Stress jeweder Art und bei unnatürlich hohen Temperaturen drinnen wie draußen auf. Soll heißen: in kühlen Räumen lebt es sich besser und der Schlaf wird auch besser.
Dünnerwerden der Haare - konnte ich bei mir nicht feststellen, aber dafür wachsen sie rasend schnell, wie übrigens die Nägel auch (hat vielleicht etwas mit der Chemo zu tun, nach deren Abschluss die Leukozyten sich ja wieder erholen und das Zellenwachstum wieder angekurbelt wird).
Hautausschlag - konnte ich keinen verzeichnen.
Knochenschmerzen - bis jetzt keine.
Rückenschmerzen - heftige und in die Beine von der Hüfte abwärts ausstrahlend. Knochenszintigramm wie gesagt negativ, Bandscheibenvorfall negativ - durch Röntgen auch abgeklärt. Sie scheinen bei mir eher psychischer Natur zu sein, denn immer wenn ich enormen Stress im Beruf habe, tut mir auch mein Kreuz weh.
erschwerte Atmung - nun, da ich von jeher unsportlich gewesen bin, komme ich natürlich bei jedem Spurt hinter der Straßenbahn her völlig aus der Puste. Kann daher auch mit Nein beantwortet werden.
Gelenkschmerzen - ja, klar, immer dann, wenn ich meinen geschwollenen rechten Arm schone - wegen des Ödems -, dann muß der linke mehr arbeiten und das bekommt ihm halt schlecht. Also auch durchaus normal zu erklären.
Müdigkeit - s. o. unter Erschöpfung, ist bei voller Berufstätigkeit wohl kein Wunder.
Husten - nein.
Also, insgesamt kann ich sagen, außer einer enormen Gewichtszunahme von 10 Kilo im letzten halben Jahr (Frustfressen) keine der befürchteten Nebenwirkungen. Aber wie gesagt, ich nehme noch zusätzlich das Präparat "Liviella" (im Prinzip nichts anderes als die Pille). Dieses Präparat will ich demnächst absetzen, dann erst kann ich wohl tatsächlich sagen, ob echte Nebenwirkungen von Femara auftreten. Hoffentliche nicht!

So, jetzt aber genug; ich hoffe, ich habe nicht den Briefkasten gesprengt mit meiner langen Antwort! Wenn du Rückfragen in irgendeiner Form hast, kannst du mich gerne kontaktieren unter: mo_relleum@hotmail.com

Bis dahin alles Gute - herzlichst Monika
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