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Alt 03.11.2004, 12:29
Gast
 
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Standard Vulvakarzinom--Suche junge Betroffene

Liebe Susi,
ich kann sagen, daß es mir in Bezug auf diese radikale OP wirklich gut geht. Sicher hatte ich auch meine seelisch-moralischen Tiefs, diese Ups-and-Downs im Kopf sind bei einer Krebserkrankung auch völlig normal. Körperlich geht es mir auch recht gut, die gesundheitlichen Probleme die ich derzeit habe, haben nur indirekt was mit der OP zur tun: Durch die Entnahme der Lymphknoten habe ich leichte Lymphabflussstörungen im Bereich der Venus- oder Schamhügel. Die können normalerweise mit Lymphdrainage gut behandelt werden, das geht aber bei mir gerade nicht wegen einer akuten Entzündung, die aber nichts mit dem Krebs zu tun hat.

Mein "Fraugefühl" habe ich daduch nicht verloren und mein Sexualleben funktioniert zu ich würde sagen 95% wieder wie früher, gefühls- und empfindungsmäßig aber auch "technisch" gesehen habe ich so gut wie keine Probleme.

Das Reden und der Austausch darüber empfinde ich als sehr wichtig. Ich bin von Anfang an sehr offen(siv) mit der ganzen Sache umgegangen. Vor allem hatte ich einen großen Wissensdurst der gestillt werden mußte, um so mehr ich mich damit beschäftigte und nach und nach immer mehr "verstand", habe ich auch ein wenig von der riesigen Angst verloren, die sich nach Diagnose und vor dem OP's ausgebreitet hatte. Heute fühle ich mich fast ein wenig stärker, da ich all das gemeistert habe. Andererseits wird man auch bisweilen "müde" und es kommen immer wieder Phasen in denen man von allem genug hat, da fühle ich mich dann wiederum sehr schwach und "der Welt" nicht gewachsen.
Ich habe das Glück mit einem sehr lieben, einfühlsamen und verständnisvollen Mann verheiratet zu sein, der mir sehr viel Kraft gegeben hat und gibt.

Ich kann gut verstehen, daß Deine Eltern nach dem Tod Deines Bruders nun erst recht um Dich besorgt sind und Du wiederrum sie nicht zu sehr belasten möchtest. Liebe Susi, dies ist meines Erachtens nach aber nicht der richtige Weg. Die Hauptperson bist nun Du und Du mußt das alles nicht alleine tragen. Freunde und Familie sollten dafür da sein, Dich nun aufzufangen. Du tust Dir mit zwar gutgemeinter aber falscher Rücksichtsnahme selber keinen Gefallen. Oftmals trennt sich bei solchen Ereignissen ja wirklich die Spreu vom Weizen und ich denke die Menschen die Dich lieben, werden das aushalten (müssen) und verstehen wie wichtig der Austausch von Informationen und Ängsten ist, denn jeder Beteiligte wächst daran.

Natürlich muß jeder für sich und sein Umfeld selbst entscheiden wie er am Besten damit umgeht, meine Erfahrung und mein Weg war der eines kleinen Egoismus mit viel Offenheit, Ehrlichkeit und ohne Tabus. Denn alles ist so wie es ist, es gibt kein Weg zurück, immer nur der nach vorne.
Liebe Grüße nach Österreich!
Tanja
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