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Alt 25.10.2004, 11:13
Gast
 
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Standard Hatte mein Vater Schmerzen trotz Morphium?

Hallo Stina,

ich kann gut verstehen dass Du Dich so intensiv mit diesem Thema befasst. Habe ich auch, in der ersten Zeit nach dem Tod meines Vaters (er starb am 13.6., einen Tag vor seinem 68. Geburtstag). Er lag nach seiner letzten OP wegen Darmkrebs Rezidiv (bei der es Komplikationen gab, Lungenembolie usw.) vor seienm Tod die letzten 9 Wochen und 4 Tage auf der Intensivstation, davon einige Zeit im Koma bzw. unter sehr starken Medikamenten (Morphine). Ich habe auch viel im Internet gelesen (bzw. versucht zu finden) über die Medikamente, über Koma im allgemeinen, Wahrnehmungsstörungen durch Langzeitbeatmung bzw. langen Intensiv-Aufenthalt und und und....

Das geht auch wieder vorbei, aber solange man es tun muss, ist es eben so. Ich denke das ist ganz wichtig für die Bewältigung. Ich hatte das Gefühl richtig in den Schrecken und all das hineingehen zu müssen um es überwinden zu können. So erscheint es mir jetzt zumindest. Ich lese auch immer wieder die Schilderungen hier im KK (dieser Thread war ja alt, kannte ich vorher nicht, ich habe hier aber auch vieles von meinen eigenen Erlebnissen wieder gefunden). Das ist ja gerade der Sinn der Sache. Ich denke wir die hier lesen wissen im Prinzip was uns bei dem Thema erwartet, ich finde also auch die z.T. recht drastischen Schilderungen OK und legitim. Manchmal denke ich auch "ist das jetzt zu privat" aber unsere Lieben kann es ja nicht mehr stören... und wenn sie es irgendwie wüssten denke ich würden sie bestimmt verstehen dass wir diese Auseinandersetzung brauchen um es bewältigen zu können.

Wo sonst wenn nicht hier soll man sich über dieses Grauen austauschen? Das kann doch sonst keiner nachvollziehen, viele wollen es ja auch irgendwann nicht mehr hören (wenn überhaupt). Ich habe übrigends gerade das Buch "Mein Leben als Sohn" von Philip Roth gelesen, er begleitet darin seinen sterbenden Vater, und es ist nicht nur brilliant sondern auch sehr einfühlsam geschrieben. Früher hätte ich da nicht so MITgefühlt aber nun weiss man ja wie das alles ist.... Vielleicht mags Du sowas mal lesen (die Büchertipps von Ladina zum Sterben der Eltern Erwachsener Kinder hier sind doch sehr hilfreich, daher habe ich den Tipp auch).

Die Krankenhausunterlagen (auszugsweise) habe ich mir auch schicken lassen, insbesondere die zusammenfassenden Abschlussberichte. Meine Vater hatte auch immer alles in Kopie, in den gut 2 Jahren seiner Krankheit hat er damit Ornder gefüllt. Für mich war das auch wichtig nochmal nachzulesen.

Alles Gute
Kerstin
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