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Alt 20.10.2004, 20:42
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Standard Brustkrebs und kleine Kinder

Hallo Anne33

Tja, ich habe eine (wie ich auch fand) lange Therapie gemacht. Natürlich hoffe ich auch, das sie Wirkung zeigt und sich nichts weiter tut in Sachen Krebs und so... Ich hatte 29 befallene Lymphknoten in der rechten Achsel, die alle entnommen wurden.

Ich glaube mir gehts soweit ganz gut. Ich habe körperlich 50 % meiner alten Leistungsfä#higkeit erreicht. An manchen Tagen sind es 70% - da geht es dann schon richtig gut. Das reicht aber leider nicht von morgends bis Abends. Ich stehe wegen der Kinder zwischen 6:30 Uhr und 7:15 Uhr auf. Der Kinder-Tag endet dann um 20/21:00 Uhr mit ins Bett gehen. Danach hab ich "Freizeit". Oft bin ich dann so müde, das ich schon um 22 oder spätestens 23 Uhr ins Bett gehe. Ausgelaugt wie ein Schwamm. Unsere drei Kinder sollen aber wenigstens was die Schule betrifft die volle Aufmerksamkeit bekommen. Ich lerne mit jedem was nötig ist - zusätzlich zu den Hausaufgaben. Das kostet zwar Zeit, lohnt sich aber (sehe ich an den Noten).

Ansonsten schaffe ich meinen Haushalt ganz gut. Schwere Arbeiten lasse ich für abends, das macht dann mein Mann. Das mußte ich aber auch erst lernen!!

Wenn ich mal zusätzlich was mache (Wäsche aussortieren Sommer <= => Winter Wäsche wechseln im Schrank) kostet mich das jedes Mal ne ganze Woche bis der Haushalt wieder flutscht.

Spazieren gehen und schwimmen gehen klappt super. Fahrrad fahren und ähnliches strengt total an. Danach bin ich fertig. Aber ich mache es trotzdem. Regelmäßig mach ich nix bestimmtes. Ausser morgends aufstehen, Haushalt, kochen, einkaufen, 3 Kids versorgen, Zimmer machen, bügeln, ...

Na ja, einmal die Woche gehe ich mit den Kindern schwimmen. Auch jetzt im Herbbst ist das toll! Da gehts mir sehr gut danach, zumal ich 15 Monate lang nicht schwimmen durfte. Rad fahre ich auch sehr gerne - aber zur Zeit bei diesem Nieselregen? ;-( Spazieren gehen, Fußball spielen mit den Kindern,. Drachen steigen lassen, ... na ja. Alles was so kommt im Herbst mit drei Kindern. Blätter und Kastanien sammeln waren wir dieses Jahr schon.

Entspannung? Hmm. Am liebsten schlafen. Mein Körper ist da ulkig. Der arbeit und irgendwann dann schlaf ich einfach ein. In der Chemo hab ich die ersten Tage immer geschlafen. Drei vier Tage - die Kinder wurden in dieser Zeit von meiner Mutter und der Haushaltshilfe versorgt. Danach ging es. Aber es ist schon erstaunlich wie die Chemo einem die Kraft aus den Adern saugt.

Hinlegen? Mach ich mit den Kindern oft Freitags. Das ist so ein allgemeines abschalten. Jeder schlumpft in sein Bett und wir ratzen ne Stunde. Dann Kaffee für die Mama und die Kinder Kakao (jetzt im Herbst). Danach einen Teil der Hausaufgaben machen, Rest Samstags.....

Freitags ist es bei uns einfach etwas gemütlicher - auch der (Pflicht) Hausaufgaben-Teil.

Bin ich jetzt mit Krebs anders als früher? Ja. Zwar stört mich immernoch wenn drei Körbe Wäsche in der Küche stehen, die gebügelt werden müssen. Aber die stören mich nur, weil ich bügeln nicht mag. Lieber putze ich das Bad, nähe offene Nähte zu oder mache sonstwas.

Trotzdem lasse ich auch mal alles stehen und liegen, wenn meine Kinder mich z.B. bitten mit ihnen Lego zu spielen (das war heute z.B. der Fall). Das war heute sogar so schlimm, das ich mein Mittagessen vergaß und mir die Suppe angebrannt ist. :-) hihi - so ein Mist - ja! Ist mir ja noch nicht passiert - aber was solls.

Ich versuche alles lockerer zu sehen. Versuche die JETZT wichtigen Dinge von den unwichtigen zu trennen. Widme mich aufmerksamer meinen Kindern und verbringe öfter mal die Zeit mit Ihnen. Natürlich bin ich früher auch spazieren mit ihnen gegangen. Aber heute zeige ich Ihnen Vögel, Vogelnester, erkenne Bäume (mit Buch in der Hand) ;-) suche Fußspuren von Mensch und Tier etc...

Sollte mir doch irgendwann mal ne Krankheit begegnen, gegen die ich nicht ankomme... oder mir im Straßenverkehr mal was passieren - sodass ich nicht mehr nach Hause komme... dann sollen sich meine Kinder lebhaft an mich erinnern können.

Dann möchte ich nicht die Mama sein, die immer das Essen gemacht hat, geputzt, gebügelt und sauber gemacht und abends die Tür zu nach dem "Gute Nacht und schlaft schön" sagen.

Ich möchte dann das sie sich beim Spielen an das Spielen mit der Mama erinnern können, an das Basteln mit der Mama, an das Kochen und Backen mit der Mama etc. Mit ihnen zusammen sein, mit ihnen lachen = wenn alles gut geht noch Jahrzehnte lang!! :-) :-) :-)

Tja, Anne33 - jetzt sind es doch ein paar Zeilen geworden. Wenn ich so weiter machen schreibe ich nochmal so viel. Weiß gart nicht ob das interessiert. Dir erging es doch sicher ähnlich - oder? Du hast doch auch Kinder? Reicht Dir die Kraft bis abends? Gerade so, bis die Kinder im Bett liegen ;-) Ja es strengt schon an. Aber meine Kinder waren in der Chemo der Grund, das ich wenig Zeit hatte darüber nachzudenken... Das hat mir geholfen nicht zu viel zu grübeln. Ich war abgelenkt durch die Kinder.

Chemo ohne meine Kinder? Ich glaube da wäre ich von einer Depression in die Andere gestolpert. Das muß sehr hart sein! Die Kinder waren für mich da. Natürlich konnten sie teilweise noch nicht verstehen, aber alleine ihre Anwesenheit hat mich vor dem Grübeln, vor schweren Depressionen in der Chemo bewahrt.

Natürlich denke ich auch über die negativen Seiten dieser Krankheit nach. Aber ich versinke nicht in diesen Gedanken. Dazu fehlt mir die Zeit ;-)

Wie erging es Dir in dieser Beziehung? Wie alt sind deine Kinder?? Wie haben Deine Kids das erlebt? Hast Du direkt mit ihnen darüber gesprochen?

Jetzt erst mal genug für heute

Gruß
Manuela :-)
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