Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2  
Alt 13.03.2017, 13:47
Melancholiker_76 Melancholiker_76 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.03.2017
Beiträge: 16
Standard AW: Mama Darmkrebs

Zitat:
Zitat von Conny84 Beitrag anzeigen
Weil sie so tough ist, will sie nicht, dass wir (meine Schwestern und ich) weinen. Also erfüllen wir ihr diesen Wunsch. Lachen mit ihr, reden nicht ständig über diese beschissene Krankheit, machen all die banalen Dinge ("Wir müssen mal den Keller aufräumen!"), die sie sich von uns wünscht.
Kenne ich nur zu gut. Mein Vater hat seine Diagnose sehr gefasst aufgenommen und überhaupt nicht geweint. Er hatte im Krankenhaus auch genug Zeit, sich mit dem Gedanken zu beschäftigen. Er will auch nicht, dass wir weinen, was ich (im Gegensatz zu meiner Mutter und meinem Bruder) bisher ganz gut hingekriegt habe - ihm zu zuliebe. Und das vor dem Hintergrund, dass ich in der Familie immer das verhätschelte Kindchen war, das vor allem verschont wurde (Stichwort: Frühgeburt).

Dass ich mich so wacker halte und in der Familie der "Fels in der Brandung" bin, zeigt mir aber auch, dass ich stärker bin, als ich immer dachte - und vor allem stärker bin, als es mir immer zugetraut wurde. Diese Lebensphase jetzt ist für mich die absolute Zerreißprobe. Aber ich bekomme das, wohl vor allem aus Liebe, gut hin.

Und dass ihr euch über die banalen Dinge unterhaltet, ist auch absolut richtig. Damit nimmt eure Mutter, wenn auch nur aus der Ferne, immer noch am alltäglichen Leben teil. So habe ich das auch immer gemacht, als mein Vater vor einem Monat im Krankenhaus lag. Ich habe ihm dann erzählt, dass die Altpapier-Tonnen mal wieder randvoll sind und wie die Bauarbeiten beim Supermarkt gegenüber vorangehen.
Zitat:
meine Gedanken kreisen die ganze Zeit um die Angst, sie zu verlieren. Nicht bei ihr zu sein, wenn es soweit ist.
Auch diese Verlustängste kann ich sehr gut nachvollziehen. Genau die haben mich erst im letzten Jahr arg beschäftigt, weswegen ich u.a. in Psychotherapie gegangen bin, was ich jetzt auch wieder tun werde. Ist nämlich was komplett anderes, sich mit jemandem "von außen" darüber auszutauschen als mit Freunden und Familie.
Zitat:
Wie findet man ein normales Maß? Gibt es das überhaupt?
Zumindest sollte man sich Räume schaffen, in denen man auch mal abschalten kann, und sich nicht komplett aufopfern. Auch oder besonders als Angehöriger muss man mit seinen Kräften haushalten.
Zitat:
Habt Ihr Euer Leben komplett umgekrempelt?
Ich weiß nicht, wie das bei dir ist. Aber ich habe mein Leben jetzt insofern umgekrempelt, als dass ich die Pflege meines Vaters übernehmen werde bzw. schon übernommen habe. Trotzdem will ich versuchen, meine Wünsche weiterhin zu verfolgen und bspw. mein Fernstudium weiterzumachen. Denn am Ende ist es mein Leben, das weitergeht, auch wenn meine Eltern mal nicht mehr sind.
Zitat:
Ich würde so gern jetzt heiraten, damit meine Mama noch meine Trauzeugin sein kann. Aber das überfordert meinen Freund zum jetzigen Zeitpunkt gewaltig, weil wir nach wie vor eine Fernbeziehung führen und er nicht diese Situation zum Anlass für eine baldige Hochzeit nehmen möchte. Es fühlt sich für ihn nicht richtig an. Für mich dagegen fühlen sich nur noch Sachen richtig an, die meine Mama glücklich machen und die mir selbst jeden Tag beweisen, dass ich selbst noch lebe und fühle. Klingt das bescheuert?
Kann ich gut verstehen, aber wie schon gesagt: Es ist dein Leben. Und ich vermute jetzt einfach mal, dass deine Mutter die Letzte wäre, die von dir irgendwelche Kurzschlusshandlungen verlangen würde, oder?

Geändert von gitti2002 (13.03.2017 um 21:04 Uhr) Grund: eigenes Thema eröffnet
Mit Zitat antworten