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Alt 17.01.2017, 20:41
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Lieber Wolle2

Das mit dem Zerkleinern der Kartonboxen kam mir erst im letzten Moment vor dem Abfallentsorgungstermin, die Müllabfuhr kommt nur 1-mal wöchentlich Dienstag früh vorbei. Da hätte ich niemanden mehr aufbieten können aus der Familie. Ich lebe ja allein im Haus und bekomme nur alle paar Tage Besuch von Familienmitgliedern, die mir punktuell helfen. Es geht nicht anders, das meiste lässt sich nicht delegieren. Mein Bruder und mein Neffe haben außerdem ganz andere Bedürfnisse an einen notwendigen Hausrat, die würden vieles fortwerfen, was ich brauche. Also nein, da kommt mir niemand ran. Da muss ich wohl oder übel durch, auch wenn mir alles weh tut und ich sehr erschöpft bin.

Ich telefonierte heute mit den Ärzten, weil mir die Pflegefachfrau keine Auskunft geben wollte, sondern rigide auf die Ärzte verwies, was mich natürlich beunruhigte. Das war wohl auch der richtige Weg. So konnte ich mit beiden zuständigen Ärzten, dem Diensthabenden und dem Leitenden, sprechen. Es steht nicht gut mit meiner Mutter, sie wird sterben. Es lässt sich nicht mehr viel machen. Aber sie wollen nun auf meine Bitte hin versuchen, ihren Aufenthalt auf der Höhenklinik zu verlängern, da meine Mutter sich in der Höhenklinik sehr gut aufgehoben fühlt. Die Ärzte bejahen meine Ansicht, dass ein Altersheim nicht unbedingt die richtige Option ist bei dem schlechten Zustand, d. h. sie fänden dann eine Rückverlegung ins Krankenhaus auch besser, wenn eine Verlängerung nicht möglich wäre. Am 19. Januar findet das Gespräch mit der Sozialberatung statt, worauf der diensthabende Arzt Einfluss nehmen wird, auch wenn er nicht dabei sein wird. Ich sehe es als Gottes Führung, dass die Pflegefachfrau mich so drängte. So konnte ich das noch einfädeln vor dem entscheidenden 19. Januar. Meine Mutter fühlt sich nämlich subjektiv gesehen sehr wohl dort, auch wenn sie sehr schwach ist. Und das ist für uns das Wichtigste.

Sie lehnt gewisse medizinische Maßnahmen ab, keine Reanimation und auch keine künstliche Ernährung über die Nase. Da lässt sich nichts machen. In ihrem Alter ist das alles viel schlimmer auszuhalten. Sie war früher nie im Krankenhaus, nur gerade bei den Geburten ihrer drei Kinder. Für sie sind diese medizinischen Maßnahmen traumatische Eingriffe, die nur ihr Sterben hinauszögern und das Lebensgefühl in dieser Zeit unerträglich machen. Und das soll nicht sein. Sie soll möglichst wenig leiden.
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LG Dream