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Alt 12.12.2016, 21:24
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Lieber lotol

Danke für Dein Freuen über die ersten beiden Okays von Hausarzt und Höhenklinik. Ich bin tatsächlich schon mal froh, dass diese zwei Okays kamen, aber es könnte tatsächlich immer noch an der Krankenkasse scheitern, obwohl meine Mutter todkrank ist. Auf der anderen Seite würde die Höhenklinik wohl kein Okay geben, wenn sie keine guten Behandlungsargumente hätte, wie der Hausarzt sie als Voraussetzung nannte. Die Ärzte überlegen schon von vornherein, ob und wie ihr Antrag durchkommt. Der Hausarzt ist sich allerdings auch nicht sicher, aber die Höhenklinik wird doch wohl mehr Erfahrung damit haben und hätte wohl gleich abgewimmelt, wenn es keine Chance bei der Krankenkasse gäbe. Dazu kommt, dass die Krankenkasse ausgerechnet diese Klinik sponsert, was wiederum ein mögliches Okay begünstigt. Es gibt noch einige offene Rechnungen bei der Krankenkasse, die wir nicht sofort begleichen können, das könnte den Antrag wiederum abschlägig beeinflussen.

Mm. Wir nehmen es, wie es kommt. Bei uns zuhause erhält meine Mutter ja jetzt täglich morgens einen Pflegedienst. Meine Mutter ist so froh darüber, dass sie in ihrer spürbaren und selbst zugegebenen kognitiven Beeinträchtigung in ihrem Kalender den Satz aufschreiben musste "Jeden Tag Pflegedienst" damit sie es nicht vergisst. Wir haben einen schönen Garten mit Bäumen und Aussicht auf den nahen Wald, den sie von unserer neu eingerichteten Stube mit Balkon gut sieht. Dazu laufen im TV ständig Bergpanorama-Flugbilder. Ich meinte noch zu ihr, dass unsere neue Stube eigentlich auch schon wie die Höhenklinik ist, jetzt noch den Pflegedienst. Da hat sie zugestimmt. Es wäre also verkraftbar für sie, nur dass sie so weniger Besuch von anderen Verwandten erhält, mich hat sie dafür intensiver.

Das ist schön für uns, aber auch ich bin froh, dass nun jeden Morgen der Pflegedienst kommt, denn meine Mutter steht immer wieder auf der Kippe zum Tod, so mein Eindruck. Sie ist wirklich zu schwach, um mehr zu gehen. Schon der Weg zur Toilette und in die neue Stube ist für sie unglaublich beschwerlich. Sie ist schon fast bettlägerig und wird deshalb auch im Bett gewaschen. Sie hat immer wieder hohes Fieber. Wenn es so weitergeht und sie sich nicht mehr erholt, wird sie wohl wirklich bald sterben. Im Fieber wirkt sie schon eher in einem Übergangsstadium, aber sobald wir das Fieber runterdrücken konnten, wirkt sie wieder mehr "unter den Lebenden", so ist es auch bei ihrem Denken, manchmal sehr klar, dann wieder ein wirres, grübelndes Durcheinander.

Ich weiß nicht, ob sie abgenommen hat, zuerst aß sie recht viel, aber bei steigendem Fieber verliert sie den Appetit.

Danke fürs virtuelle Kraftwünschen,-geben und -umarmen, das ist lieb von Dir!

Das Problem, worunter ich am meisten leide, bin ich selbst, meine eigene Krankheit, die mich in meiner Handlungsfähigkeit spürbar einschränkt. Aber ich MUSS funktionieren und habe sehr viel zu erledigen, nicht nur in der Betreuung. Dir Fristen laufen aus, dann noch finanzielle Probleme, es kommt so viel zusammen und ich komme nicht nach. Ich konnte bisher gut allein sein, aber im Moment wünschte ich echt, ich hätte einen verlässlichen Lebenspartner, der mir jetzt helfen würde. Aber da ist einfach niemand. Ich bin ganz allein mit meiner Mutter. Es gibt Verwandte und Helfer von außen zu einem gewissen Grad, aber die Hauptlast muss ich alleine tragen, denn es ist so viel, dafür bräuchte ich sehr viele Helfer. Ich könnte mich echt ohrfeigen, dass ich nicht funktioniere, wie ich sollte. Ich bin so wütend auf mich, aber auch das bringt mich nicht ausreichend in Schuss.
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LG Dream

Geändert von Dream (12.12.2016 um 21:27 Uhr)