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Alt 10.12.2016, 03:13
lotol lotol ist offline
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Registriert seit: 10.04.2016
Beiträge: 716
Standard AW: Gedanken loswerden..

Hallo liebe Ängstliche,

beim Durchlesen Deiner Gedanken drängte sich mir mehr und mehr der Gedanke auf, daß Ihr beide möglicherweise ein grundsätzliches Problem habt.

Das im wesentlichen sowohl in der Selbst-Akzeptanz (bis hin zur eigenen Situations-Akzeptanz), als auch in der Akzeptanz des Partners als eigenständiges Individuum bestehen könnte.
Soll heißen:
Du als Individuum befindest Dich genau so in einer ganz bestimmten Situation wie Deine Partnerin.
Und es gibt natürlich auf Grund Eurer Partnerschaft eine gemeinsame "Schnitt-Menge" zwischen Euren Situationen.

Keine von Euch beiden "kann irgendetwas dafür", daß sie sich nun mal in der Situation befindet, in der sie ist.

Keinesfalls sollte bzw. darf die jeweilige Situation dazu führen, daß Integritäts-Grenzen der anderen Situation verletzt werden!
Anderenfalls dürfte das nämlich in einem totalen Fiasko enden.

Alle Partnerschaften haben es nun mal so an sich, daß ein Partner eine (mehr oder weniger) dominante Rolle "einnimmt".

Insoweit ist die Frage:
Zitat:
Zitat von Safra
War sie immer der stärkere Part in Eurer Beziehung?
einerseits berechtigt, während sie sich andererseits höchstwahrscheinlich erübrigt.
Du bist wohl die weniger dominante Partnerin in Eurer Beziehung.
Richtig?

Deine Partnerin kommt hier nicht zu Wort - Du aber schon.
Was willst Du?
Deine Situation "aufgeben"?
Wozu?
Glaubst Du im Ernst, das würde Deiner Partnerin irgendetwas nützen können?
In ihrer ganz anderen Situation, die in allererster Linie sie zu bewältigen hat?
Genau so, wie Du die Deinige.

Geht i.O., wenn man einen Partner nicht nur bestmöglich und bis an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit bei der Bewältigung seiner (eigenen) Situation zu unterstützen versucht.
Aber doch nicht so weit, wie bis zur eigenen "Selbstverstümmelung"!

Nur zur Verdeutlichung:
Zitat:
Das andere Thema, das sie belastet ist die Sache mit den Haaren. Sie überlegt schon sich die Haare so bald wie möglich abzurasieren. Da hat sie auch meine volle Unterstützung, weil ich verstehen kann, dass es sie ganz wahnsinnig macht durch die ausfallenden Haare ständig und immer daran erinnert zu werden, dass sie krank ist und dass sich ihr äußeres verändert. Allerdings sagt sie, dass sie Probleme damit hat, dass ich meine Haare ja nach wie vor habe. Mir ist das auch sehr unangenehm und das habe ich ihr auch gesagt. Ich habe ihr auch gesagt wenn ihr irgendwas helfen würde dass ich bereit wäre das für sie zu tun. Ich habe ihr vorgeschlagen, dass ich nur noch meine Haare zusammen trage, damit die nicht überall rumflattern oder dass ich sie mir kurz schneide. Aber das fand sie alles irgendwie blöd.
Ich weiß nicht wie ich damit umgehen kann und wie ich auf sie eingehen kann. Mich macht das sehr traurig und ich habe Angst, dass es so bleibt wie es momentan ist.
Falls Deine Partnerin ein Problem damit hat, daß Du Deine Haare noch hast (und weiterhin haben wirst), dann ist das ihr Problem, aber nicht das Deinige!!
Warum in drei Teufels Namen sollte es Dir unangenehm sein, Deine Haare so zu haben, wie es Dir beliebt??
Kurz schneiden - nur, weil sie ihre Haare verliert bzw. verlieren wird?
Ist das nicht völlig absurd??

Offengestanden ist es aus meiner Sicht eine bodenlose Frechheit Dir gegenüber, daß Deine Partnerin ihr eigenes Problem überhaupt auf Dich "übertragen" will.
Weil sie Dich damit in die Defensive drängt und Dir "Schuldgefühle unterjubelt".

Verstehst Du was ich damit meine?
Genau (z.B.) das sind Verletzungen der Integrität eines anderen Individuums.

Wenn ihr die Haare ausfallen werden, kann sie sich bis dahin z.B. noch Zöpfchen flechten oder sonstwas mit ihnen tun und dann ggf. eine Perücke kaufen/aufsetzen.
Wo ist da irgendein Problem, das sie nicht selbst lösen könnte??

Und wo besteht da noch eine Verhältnismäßigkeit zu anderen Problemen, deren Lösung viel wichtiger ist??

Wenn Du nicht weißt, wie Du mit derlei umgehen kannst:
Versuch Grenzen aufzuzeigen:
Sag Deiner Partnerin, daß Du sie liebst.
Daß sie aber auch zu respektieren hat, daß Du in Deiner Situation lebst und das beste daraus machen willst.
Was keineswegs ausschließt, daß Du sie bei der Lösung der Probleme ihrer Situation unterstützen willst - so weit Dir das möglich ist.

Dazu muß sie Dir aber auch sagen, wie Du das tun kannst.
Und wirklich nicht mit so einem Pipifax, wie ihren Haaren, daherkommen.
(Sieh es mir bitte nach, wenn Dir das zu kraß formuliert erscheint.
Bin männlich - weshalb mir dafür jegliches Verständnis fehlt:
Wen "kratzen" denn Haare?)

Halt Deiner Partnerin bitte zugute, daß sie sich in einer erheblich extremeren Situation befindet als Du, und tu deshalb auch das, was Dir schon empfohlen wurde:
Zitat:
Zitat von Dream
Ich würde nicht alles auf die Goldwaage legen, was Deine Partnerin sagt. Ist doch klar, dass sie gerade sehr durcheinander ist. Es ist sicher ein gutes Zeichen, wenn sie Dich um Rat fragt. Es wirkt auf mich so, dass Du jetzt etwas zu sehr beobachtest und wirklich an jeder ihrer Gesten überproportional herumdeutelst.

Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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