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Alt 06.12.2016, 23:50
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream,

leider habe ich gewisse Schwierigkeiten, den zeitlichen und sachlichen Verlauf richtig einordnen zu können.

Eingangs (Anfang November) schriebst Du:
Zitat:
Diesen Monat wurde meine 81-jährige Mutter nach einem längeren Aufenthalt im Krankenhaus (wegen einer akuten Lungenentzündung) mit der Diagnose Lymphdrüsenkrebs entlassen.
Und heute (am Nikolaustag):
Zitat:
Das Lymphom meiner Mutter lässt sich von den Blutuntersuchungen her etwas über 1 Jahr nachweisen. Vorher wurde von einer Lungenentzündung ausgegangen, da sie alle entsprechenden Symptome hatte.
Wie lange war Deine Mutter wg. akuter Lungenentzündung im Krankenhaus?
Und hatte sie tatsächlich eine oder war das nur eine "Falschbehandlung"?

Was mich erneut stutzig macht, ist:
Zitat:
Das Lymphom sei bösartig, aber nicht aggressiv, doch sei der Gesamtzustand meiner Mutter sehr schlecht, sodass ihre Lebenserwartung von 2 Monaten bis 2 Jahren reichen kann, man weiß es eben nicht, nur dass sie daran sterben wird und sich ihr Zustand aufgrund des Lymphoms nicht großartig verbessern lässt, sondern sie mit Bettlägrigkeit rechnen muss.
Wenn ich das alles richtig verstehe, wurde das Lymphom vorher gar nicht richtig erkannt, und nun weiß man auf einmal "sehr genau", daß es zwar bösartig ist, aber nicht aggressiv, gekoppelt mit einer vagen Prognose bzgl. Lebenserwartung.
Und woher kommen all diese Erkenntnisse?
Mir scheint das nach wie vor recht merkwürdig zu sein.

Zitat:
Die Hämatalogin war ja eigentlich sehr offen. Als ich die Möglichkeit der Chemotherapie ansprach, winkte sie ab, denn meine Mutter würde eine solche nicht überleben. Also besteht meine Hoffnung nur darin, dass ihr Krebs, der ja offenbar nicht aggressiv sein soll, ihr einfach noch etwas Zeit lässt. Und ich hoffe irgendwie auf Entwarnung durch andere Ärzte, dass sie mit dem Krebs doch noch gut und länger leben kann, dass ihr jetziger Zustand sich wieder bessert, es eben ein nicht aggressiver Alterskrebs ist, mit dem sich gut leben lässt. Das Immunsystem macht so viel aus. Ich erhielt 2-mal eine Autoimmunkrankheit angedichtet, die sich beide als falsch erwiesen. Es war einfach eine Stressreaktion meines Körpers und ich erholte mich wieder.
Das war doch das Gespräch zusammen mit Deiner Mutter bei der Hämatologin?
Mag ja sein, daß derzeit eine Therapie für Deine Mutter tödlich wäre, weil sie eine solche (derzeit) höchstwahrscheinlich nicht überstehen würde.

Wenn wir z.B. den günstigsten Prognosefall (noch 2 Jahre weitere Lebenszeit) als richtig annehmen:
Wer sollte denn sagen können, wann Deine Mutter gute Chancen hat, durch eine dann angemessen "milde" Therapie ihr Leben nicht noch weiter (als lt. Prognose) verlängern zu können?
Vorausgesetzt natürlich, Deine Mutter erholt sich entspr. und will das dann auch.
Was letztlich Ihre Sache ist.

Klar - man kann sich auch dem Krebs "hingeben".
Mit der Einstellung, daß es durch die altersbedingt langsamere Zellteilung schon noch etwas dauern wird, bis er einen plattmacht.
Jeder muß selbst wissen, was er zu tun gedenkt.

Zitat:
Heute ist der Termin beim Hausarzt, wo wir den Antrag für die Höhenklinik stellen. Ich hoffe, dieser wird angenommen, denn dann wäre sozusagen ihr letzter Wunsch nach den Bergen erfüllt.
Das mit dem "letzten Wunsch" klingt für mich etwas merkwürdig.

Abgesehen davon sollte diese Wunscherfüllung durch Überweisung des Hausarztes (wie von Dir berichtet, nun "in Anleierung" befindlich) schon möglich sein.
Dazu drücke ich Euch die Daumen!

Zitat:
Da meine Mutter sich klar und wiederholt gegen eine Behandlung entschieden hat, muss ich das respektieren. Ich verstehe es auch, dass sie in dem Alter nicht mehr kämpfen kann. Sie denkt wie eine 90-Jährige. Sie ist innerlich nicht jung wie vielleicht andere in dem Alter. Sie denkt wie meine 98-jährige Großmutter väterlicherseits, die nicht 100 Jahre werden wollte. Das muss ich einfach respektieren, sonst ist es wirklich übergriffig, wenn ich sie jetzt noch zu einer Behandlung drängen würde.
Sicher haben wir die Entscheidungen anderer zu respektieren.
V.a. dann, wenn es um deren eigenen Tod geht.

Bedenk dabei aber bitte auch, daß der Wille wandelbar ist.
Damit meine ich nicht per externer Manipulation, sondern aus jemand selbst heraus.
Was auch davon abhängt, wie sich jemand einer Situation "gewachsen" fühlt und infolgedessen auch davon, wie er mental und körperlich "beieinander" ist.

Mag ja sein, daß Deine Mutter sich derzeit nicht in der Lage dazu fühlt, um ihr Leben kämpfen zu wollen, weil sie es rein körperlich nicht kann.
Man darf dabei aber nicht Ursache und Folge durcheinander bringen.
In z.B. einem halben Jahr könnte das durchaus ganz anders aussehen.

Versteh das bitte nicht falsch:
Es geht hierbei nicht darum, jemand eine Therapie "aufzwingen" zu wollen.
So nach dem Motto:
Jetzt kämpf endlich mal um Dein Leben!

Sondern eher darum, jemand davon abzuhalten, sich dem Krebs "hinzugeben".
Der ihn todsicher "auffressen" wird.
Früher oder später.
Besser später, wenn man dazu in der Lage ist, das (noch) beeinflussen zu können.


Deine 81-jährige Mutter lebt heute, hier und jetzt.
Ist es nicht ein Ding der Unmöglichkeit, daß sie jemals so denken könnte, wie wenn sie 90 oder gar 98 Jahre alt wäre?
Sie weiß doch gar nicht, welchem Wandel ihr Denken und Empfinden unterworfen wäre, falls sie von mir aus 85 oder 90 Jahre alt werden würde!
Oder doch??

Frag Dich und sie bitte mal, ob sie sich wirklich dem Tod "hingeben" will.
Erinnert mich an die im Beitrag 12 von mir gestellte Frage:
Will Deine Mutter nun leben oder sterben?

Sprecht bitte erneut darüber.
Sowie auch darüber, inwieweit ihr immerhin mögliches (rein körperliches) "Hochkommen" dazu beitragen könnte, daß sie leben will.

Man braucht nicht nur daran zu glauben, daß der Glaube "Berge versetzen" könnte.
Auch das rein rationale Wollen in uns kann das.

Ob das eine besser dazu geeignet ist als das andere, weiß ich nicht so genau.
Spielt aber letztlich keine Rolle:
Hauptsache, der gewünschte Effekt ist erreichbar.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung