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Alt 06.12.2016, 20:05
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Tipps und Ratschläge

Hallo Kikili

Also ich hab Taxol bekommen. Hab es "einigermaßen" vertragen.

Von Ratschlägen wie "Sei einfach da." halte ich nicht allzuviel. Mein Hauptrat an Angehörige ist: tapfer sein!!!
Zu verzweifeln, zu heulen und zu jammern ist ein Luxus, den sich Angehöre vor dem Betroffenen nur sehr sparsam leisten sollten. Bei wem soll sonst der Erkrankte heulen, verzweifeln und jammern?
Sei stark, damit sie bei Dir schwach sein darf. Sie braucht ihre Kraft für die Chemo.

Versuch sie zu unterstützen. Auf KEINEN Fall solltest Du ihr eine lange Liste vorsetzen, was sie tun soll. - Ist klar oder? Niemand weiß besser als sie, wie sie sich fühlt und was sie braucht.

Okay, das musste ich gerade noch loswerden. Jetzt kommen die Tipps. ;-)

Was kann man tun?

Sport. "Moderate Bewegung an frischer Luft" lautet die offizielle Empfehlung. Es fühlt sich nicht so an, aber es hilft WIRKLICH. Ich bin (Indianererhrenwort) mal heulend los. Aufstehen, anziehen, zwei Straßen weit laufen... *bäh*. Nach ein paar Minuten auf dem Ergometer konnte ich mich ganz normal unterhalten... Alles OK...

Grundsätzlicher Chemo-Tipp: Viel trinken. Das klingt leichter als es ist, mir zumindest schmeckte das Wasser nach einer Weile sooo widerlich. Ihr lebt in einem Haushalt? Vielleicht kannst Du schon mal darauf achten, dass zu den Mahlzeiten reichlich Getränke gereicht werden...

Taxol greift häufig Hände und Füße an, die Nägel verfärben sich und werden fleckig, Hände / Füße kribbeln oder werden taub.
Erkundige Dich, was die Ärzte vom Kühlen der Hände und Füße halten (das wird unterschiedlich gehandhabt) ggfs Kühlaggregate besorgen.
Auch professionelle Fußpflege soll gut sein. Da ich es cool fand, mal was ANGENEHMES gegen Nebenwirkungen zu bekommen :-) hab ich mir unter Taxol Pediküre, Maniküre gegönnt. Ist gut für die Gesundheit, sieht hübsch aus und hebt die Stimmung. Vielleicht würde Deine Mutter sich da über eine Einladung freuen?

Ich hab unter Taxol gegessen wie ein hungriger Wolf! Vielleicht hast Du was zu essen im Haus, wenn sie von der 1. Runde heimkommt? *Schnell* musste es bei mir gehen und "Substanz" haben (Kartoffeln. Fleisch...) Nix allzu ausgefallenes und nicht gerade ihr Leibgericht.

Ich hab Chemo-begleitend TCM und Akupunktur gemacht. Ich bin 100%ig davon überzeugt, dass es gegen die Nebenwirkungen eine große Hilfe war! Aber nein, ich kann nicht beweisen, dass das kein Placeboeffekt war. Das muss jeder selbst wissen.

Ansonsten hilft wohl nur abwarten. - Wenn eine Nebenwirkung auftritt - Her damit, das Forum weiß Rat.

Ach so. Noch ein "Tipp" - oder sagen wir eine "Warnung":

Chemo macht "empfindlich". 1000 Dinge, zu denen ich früher "Schaff ich leicht" gesagt hätte, wurden zum "Problem".
Ich war sooooo schmerzempfindlich.
Ich war wegen "nix" ständig am heulen.
Ich bekam ekliges Wasser oder Tabletten nicht runtergewürgt.

Anfangs dachte ich "Was bin ich für'n Weichei geworden!" aber so "einfach" ist es nicht: Meine gesamte Kraft, Ausdauer und Zähigkeit ging dafür drauf mich regelmäßig wieder zu der Therapie zu schleifen um mir etwas verabreichen zu lassen, wovon ich mich immer scheußlicher fühlte...
Kraft, Ausdauer und Zähigkeit waren danach nicht mehr übrig. Und ich musste jede kleine "Alltagshürde" ohne sie durchstehen.

Beispiel:
Wenn ich "Fahrstuhl kaputt Du musst 5Stockwerke zu Fuß hochlaufen" sage - ist das doch im Prinzip kein Problem. - Wenn Du aber gerade einen Marathon gelaufen bist und morgen wieder einen vor Dir hast... Dann heulst Du bei jeder einzelnen Treppenstufe... Das ist kein Zeichen von Schwäche und durch "Zusammenreißen" nicht zu lösen. Die Frage ist nur, ob es wirklich ABSOLUT unvermeidlich ist, dass Du diese !@#$%^&*( Stufen absolvierst, die Dich noch mehr erschöpfen... Nicht, dass Du deshalb morgen zusammen brichst?

Geändert von gitti2002 (07.12.2016 um 15:03 Uhr) Grund: zusammengeführt
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