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Alt 20.11.2016, 06:52
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo lieber Wolle und lieber lotol!

Danke für eure hilfreichen Worte!

Gestern schenkte ich meiner Mutter als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk einen schönen Winterdamenhut mit herausnehmbarer warmer Winterunterkappe, Handschuhe und einen Schal für die Winterzeit, damit sie nicht friert, wenn ich sie mit dem Rollstuhl zu den Arztterminen befördere. Außerdem soll sie sich an den neuen Kleidungsstücken freuen und von ihren Grübeleien abgelenkt werden.

Es geht ihr besser als vor 3 Wochen, als sie aus der Akutgeriatrie des Krankenhauses entlassen wurde. Da war sie noch wie eine Betrunkene in ihrem Befinden, total verwirrt. Jetzt denkt sie wieder strukturierter, allerdings grübelt sie auch wieder mehr. Sie kann ihren Motor nicht von sich aus ihrem Gesundheitszustand anpassen. Ein Leben lang hat sie hart gearbeitet und den ganzen Tag gewerkelt bis ins Alter. Arbeit ist ihr Leben. Auch jetzt wacht sie meistens pünktlich um 6 Uhr früh auf und ärgert sich, wenn sie verschläft, obwohl sie doch genau das tun muss, sich nämlich ausruhen und schlafen, damit ihr geschwächtes Immunsystem sich erholen kann. Denn wenig Schlaf macht Tumore aggressiv, wie auch mein Schmerzfacharzt bestätigte, als ich mit ihm darüber sprach: http://www.faz.net/aktuell/wissen/me...-12775192.html

Ich gab meiner bibelfesten Mutter einen biblischen Vergleich: 6 Tage sollst Du arbeiten, am 7. Tag aber ruhen. So habe sie nun ihre 6 Tage im Leben gearbeitet, nun sei ihr Shabbat angebrochen im Leben, wo sie ihr Nonnentum pflegen kann, wovon sie kürzlich sprach. Es sei jetzt an der Zeit, sich am 7. Tag auszuruhen und ein besinnliches Leben zu genießen, sich selbst und dem Körper die Erholung zu erlauben, die sie ihm bis anhin zu wenig gegeben habe. Sie fand den Vergleich gut und ich hoffe, sie kann ihren erzwungenermaßen arbeitslosen Zustand und ihren geschwächten Körper annehmen lernen.

Das musste ich im Verlaufe meiner Schmerzkrankheit auch lernen, ich käme auch gut damit zurecht, wenn da nicht die äußeren Anforderungen an mich blieben. Es erscheint mir so, als wäre bei mir nun die gezielte Belastung hilfreicher, gerade weil bei Fibromyalgie aerobes Training mehr bringt und eine konsequente Tagesstruktur mit einer angleichenden Belastung den Körper anpassen lässt. Das scheint bei mir der Weg aus der Selbstschonhaltung zu sein. Ich hätte meine Mutter früher entlasten sollen, sie wirkte so stark, sodass ich es bisher nicht für notwendig hielt, aber jetzt haben wir die Quittung für ihren Arbeitsmotor. Wobei ich es wahrscheinlich gar nicht geschafft hätte, meine emsige Mutter zu bremsen, sie leidet ja schon jetzt deswegen und gibt sich nicht mal 1 Monat Ruhe nach einer Lungenentzündung. Sie so mit sich selbst ringen zu sehen, belastet mich mehr als die äußeren Anforderungen, obwohl ich schon mehr Schmerzmittel nehmen muss. Wenn ich nur leistungsfähiger wäre, aber nach meinem Empfinden werde ich da noch reinwachsen. Ich spüre, wie ich immer ungeduldiger mit mir werde, weil ich nicht so schnell funktioniere, obwohl es erforderlich wäre angesichts der Fristen. Ich hoffe, ich kann diesen Unmut in Umsetzungskompetenz verwandeln.
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LG Dream

Geändert von Dream (20.11.2016 um 06:56 Uhr)