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Alt 16.11.2016, 19:43
Dream Dream ist offline
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Registriert seit: 08.11.2016
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Danke fürs liebe Zureden, lotol!

Ich wünsche auch Dir viel Kraft und viele lebenswerte Jahre des Lebensglücks!

Meine Mutter hat sich mir gegenüber ähnlich geäußert, worauf ich ihr sagte, wie wichtig sie mir ist und wie viel sie mir gegeben hat an Liebe. Sie hat zwar auch einiges falsch gemacht in der Familie und damit mein Leben nicht nur begünstigt, aber sie tat es nicht absichtlich, sondern aus Überforderung, Nichtwissen und übernommenen Fehlern ihrer Eltern, die ich teilweise auch unbewusst weitergab an meinen Neffen, den ich großzog. Auch da bin ich auf sein Verständnis angewiesen, es mit meiner Schmerzkrankheit nicht besser machen zu können. Ich tat das mir Bestmögliche, so wie meine Eltern auch, deshalb konnte die Beziehung zu meinen Eltern nichts trüben, auch nicht die Fehler meiner Eltern zu meinen Ungunsten, die zu meiner Schmerzkrankheit beitrugen. Sie haben mich beide immer sehr geliebt und mir damit viel Lebensfreude trotz Schmerzen gegeben, worum mich viele beneiden. Ich bin ein geliebter Mensch und das ist einfach schön zu wissen.

Mein Vater ist schon seit über 20 Jahren tot, aber ich denke immer wieder an ihn. Als ich meiner Mutter die kalten Hände wärmte beim Heimweg von der Klinik, dachte ich an ihn, wie er meine Kinderhände in seine nahm, wie schön sich das anfühlte, diese großen, warmen, liebenden Vaterhände, die mich beschützten, und wir zusammen spazieren gingen, die Wälder durchstreiften, er mir im Nachbardorf zeigte, wo er aufwuchs und was er in seiner Kindheit anstellte. Und so erlebte ich es auch mit meiner Mutter, wenn sie mir wiederum von ihrem Vater erzählte, von dem Ort, wo sie aufwuchs in Zoonähe mit den interessanten Tiergehegen, die sie als Mädchen tagtäglich besuchte. Die persönlichen Geschichten meiner Eltern leben in mir weiter.

Es ist einfach schön, jetzt diese teilweise Entwarnung zu hören von der Ärztin, auch wenn noch abgeklärt werden muss. Aber irgendwie ist der Schrecken weg, auch bei meiner Mutter, die nun auf einmal wieder mehr Appetit hat und allgemein wieder fitter wirkt, auch wenn sie ab und an schon etwas bangt wegen dem nächsten Termin und dem Rachenschlauch, wodurch eine Gewebeprobe entnommen werden soll. Aber sie will der Ärztin glauben, dass es nicht schlimm ist und sie das schaffen wird.

Der Rollstuhl wurde heute geliefert, damit kann sie nun besser aufstehen. Der Sessel ist etwas zu tief, auch wenn sie ihn ans Tischchen rückt, wo sie sich irgendwann hochziehen kann nach vielen Versuchen.

Was mir ein bisschen Sorgen macht, ist mein eigener gesundheitlicher Zustand, nicht so sehr aus eigener Sicht, sondern wie meine Mutter sich deswegen um mich sorgt. Es ist für sie schwer aushaltbar, die viel jüngere Tochter am Krückstock zu sehen. Manchmal muss ich mich einfach auch ausruhen, kann nicht mehr sitzen oder stehen. Ich kann nicht so kräftig und fit sein, wie sie es bräuchte. Aber wir kamen überein, dass es so immer noch besser ist für sie, als wenn sie in einem Pflegeheim von Mitbewohnern genervt wird. Ich brauche einfach etwas länger, bis ich den Haushalt erledigt habe. Ich kann nicht gleich aufstehen bei jeder Kleinigkeit. So muss einiges liegen gelassen werden und später mache ich alles zusammen weg in einem Gang. Wegen den Schmerzen kann ich nicht so viel herumrennen.

Dazu kommen noch Ansprüche anderer Familienmitglieder, denen ich auch nur verzögert nachkommen kann, was auch nicht immer mit Verständnis entgegen genommen wird. Ich muss notgedrungen Menschen, die mir viel bedeuten, enttäuschen, weil ich einfach nicht schneller kann. Meine Mutter ist die Einzige, die das wirklich nachvollziehen kann - und meine Ärzte.

Ganz lieben Gruß!
Dream
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LG Dream

Geändert von Dream (16.11.2016 um 19:47 Uhr)