AW: Geht es euch auch so?
Seit du nicht mehr da bist gehe ich immer noch fast jeden Tag zu deinem Grab, und es sieht schön aus dort, trotz des verregneten Sommers.
Ich bin froh, dass ich noch in der Altbauwohnung lebe in der wir unsere letzten gemeinsamen Jahre verbracht haben. Es gefällt mir hier, der große Balkon dankt mir die Hege und Pflege mit einer bunten Blütenpracht, an der ich mich jeden Tag neu erfreuen kann .... und in den Räumen erinnert vieles an dich.
Deine blaue Übergangsjacke hängt noch an der Garderobe, ich mag sie nicht weggeben.
Ich möchte ja nicht alles hinter mir lassen, will dich nicht vergessen.
Ich habe ein neueres sehr lebensnahes Bild von dir gefunden und einen schönen Rahmen dafür ebenfalls. Das Bild hängt seit heute so, dass ich dich gleich sehen kann, wenn ich durch die Haustür gehe.
Auch wenn behauptet wird, der Schmerz vergeht, gibt es Tage, da bricht die Trauer wie eine Sturmflut über mich herein.
Ich bin dann so verloren, alles ist trostlos.
Ab und zu treffe ich andere Menschen und meine Schwester und es ist gut, zu wissen, dass es sie gibt... Und doch, es ist nicht das gleiche: meine Schwester und du.
Die Tiefe der Erschütterung muss damit zusammenhängen, weil du der wichtigste Mensch gerade auch im Lebensalltag für mich warst.
Manchmal habe ich immer noch keine Idee, was die schönen Gewohnheiten von früher ersetzen kann. Manche Rituale haben gutgetan, waren wichtig um die Beziehung immer wieder neu zu definieren und zu festigen.
Jetzt gehe ich meinen Weg ohne dich und es ist auch nicht alles Mist.
Und doch fehlt so viel...
Hier bringt es wieder mein Lieblingsspruch von Erich Fried auf den Punkt:
Ohne dich
Nicht nichts ohne dich aber nicht dasselbe.
Nicht nichts ohne dich aber vielleicht weniger
Nicht nichts aber weniger und weniger
Vielleicht nicht nichts ohne dich aber nicht mehr viel
In Liebe
Jutta
Geändert von Yogi 12 (17.06.2016 um 18:22 Uhr)
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