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Alt 19.12.2015, 00:06
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Eva-Lynn Eva-Lynn ist offline
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Registriert seit: 05.11.2015
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Standard AW: psychologische/ philosophische Fragen

Liebe Doris, das ist ein wunderbares Thema für einen neuen thread. Ich selbst bin seit Oktober "dabei", bin 35 Jahre alt, verheiratet und habe ein kleines Mädchen, das gerade vor einigen Tagen ein Jahr alt geworden ist.
Ich habe schon früher über den Tod nachgedacht, über Endlichkeit und Vergänglichkeit. Das war nicht meine größte Angst, eigentlich denke ich garnicht so sehr darüber nach. Vielleicht kommt das noch.
Meine Traurigkeit und Fassungslosigkeit bezog und bezieht sich einzig und allein auf mein Baby. Ich konnte es nicht fassen, ein so wunderbares Geschöpf in die Welt gesetzt zu haben und zu lieben, nur um es bald nicht mehr erleben zu dürfen. Es allein und ohne Mutter aufwachsen zu lassen. Ich habe nächtelang geweint, weil ich darüber nachdachte, dass ich es nicht erleben kann, wie sie aufwächst, in die Kita kommt, zur Schule geht usw..ich darf auch heute nicht weiter darüber nachdenken, weil ich sonst wieder anfange, traurig zu sein.
Ich habe mir vorgenommen, die Zeit die da ist, zu genießen. Ich möchte so viel wie möglich von meinem kleinen Mädchen erleben und ihr trotz der Erkrankung, einen Alltag ermöglichen.
Die Familie ist zusammengerückt. Meine Eltern, mein Mann, Geschwister von uns. Meine Schwester ist mehrere WE sehr weit gefahren, um bei mir zu sein. Wir reden mehr und anders als früher. Es hat sich verändert. Das Zusammenrücken empfinde ich als etwas sehr Schönes. Ich genieße die Momente in Familie, weil es diese sind, die wichtig und schön sind. Sie geben Kraft, nicht nur mir, und das ist wichtig. Viel zu oft habe ich das früher nicht wahrgenommen, vieles nicht gesehen.
Auch die eigenen Prioritäten haben sich komplett verschoben und verschieben sich noch immer. Ich bin noch nicht angekommen. Noch weiß ich nicht, wie es nach dem Jahr weiter gehen wird. Überlege, mich komplett beruflich zu verändern. Habe vorher 40 h im sozialen Bereich gearbeitet und nebenbei studiert. Nun ist das alles nicht mehr so wichtig. Karriere....was heißt das schon! Aber wie gesagt, ich schwimme noch, ohne Land zu sehen. Aber ich möchte mir Zeit nehmen. Erst Zeit gewinnen und dann die Zeit nutzen. Dazu habe ich mir nun einen gnadenlosen Optimismus zugelegt, der mich selbst total überrascht. Ich weiß garnicht, wo der herkommt. Sonst bin ich eher pessimistisch angelegt. Aber wie auch immer, es tut mir verdammt gut, nicht über das Schlimmstmögliche nachzudenken sondern die Dinge, die ich schön sind.
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen eine schöne Vorweihnachtszeit und warte auf weitere Beiträge
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