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Alt 20.08.2015, 21:17
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Tündel Tündel ist offline
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Standard AW: Die Geschichte meiner Mutter, EK

Liebe Sendo!

Du hattest noch nix vom Stoma geschrieben!
Ich hab auch eines, seit 1 1/2 Jahren begleitet mich "Ap-li", der kleine Scheixxxer! Nach dem ersten Schock über seinen Einzug hab ich mich mit ihm arrangiert, was sogar so weit geht, dass er bleiben darf, obwohl ich ihn rückverlegen lassen könnte!
Aber nun zum Stoma deiner Mam:
Sie muss lernen, mit ihm zu leben!
Dazu gehört
1. Das Teil zu akzeptieren, es gehört nun zu ihr!
2. Die Versorgung gaaaaanz schnell selber zu lernen! Das nacht unabhängig!
3. Testen, testen, testen, es gibt unendlich viele Hersteller von Versorgungen mit jeweils vielen unterschiedlichen Modellen. Diese Hersteller kann man anrufen, die schicken kostenlos (!!!) Proben, mit denen man sich bis zur für einen selber ultimativen Versorgung testen kann. Es gibt auch allerlei Hautschutzmittelchen extra für Stomaträger!
4. Schaut, dass ihr für zu Hause einen guten Versorger samt einer kompetenten Stomatante bekommt. Selbige kommen ins Haus, begucken und helfen!
5. Es gibt das überaus kompetente Stoma-Forum, das ich euch hiermit ans Herz lege. Dort schreiben Stomaträger, sind mit Tipps und Tricks und auch mal lustigen Geschichten rund ums Stoma zur Stelle.

Zur Versorgung selber: Hier ist weniger oft mehr! Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit Paste, Hautschutzringen usw. lasse ich jetzt alles weg, klebe nur noch die nackten Platten, obwohl ich ein sog. Problemstoma hab!
Das geht wunderbar, hält lange und ist dicht!
Ich tu alles: Radl fahren, Motorrad fahren, klettern, Ski fahren, Snowboarden und letze Woche sind Ap-li und ich begeistert in die Ostsee gehüpft!

Hier sollte euch die Stomatante helfen!

Zur Chemo: Paclitaxel und Carboplatin sind Standard beim ersten Mal! Avastin als Erhaltungstherapie auch!
Haben wir alle durch, ist nicht angenehm, aber ertragbar!
Gegen mögliche Nebenwirkungen gibts wirksame Medis, deine Mam muss es nur rechtzeitig sagen!
Mein Doc hat damals gesagt, ich soll gar nicht erst versuchen, es aushalten zu wollen, egal ob mir nun schlecht wär oder ich Schmerzen hätte.

Weil Taxol auf alle sich schnell teilenden Zellen wirkt, gehen oft auch die Haare aus. Vorteil gegenüber den Männern: Sie kommen wieder, sogar ziemlich schnell, wenn die Chemo vorbei ist!
Fur die Zeit dazwischen:
1. Perücke - gibt echt tolle! Wichtig: Schauspieler-Haaransatz, eine dunne Folie, so dass nix auffallt
2. tolle, bunte Tücher, da gibts faszinierende Anleitungen, auch zum Schminken!
3. Kappis, Mützen, Hüte
4. Mut zum "oben ohne"!

Für die Chemo und auch für das Avastin, was Infusionen alle drei Wochen fur gut 1 Jahr bedeutet, wär es sicher gut, wenn deine Mam sich einen Port legen lassen tät. Wenn es schon bei einer einfachen Nadel, die zu legen ist, Probleme gibt, ist ein Port bestimmt sinnvoll. Das ist eine kleine OP unter ortlicher Betäubung (ich Schisser hatte eine Schlaf-süß-Spritze), manchmal auch ambulant.

Mach der Mama Mut, sie schafft das!
Hauptsache, der Dreck is weg!
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Tündel

Das Leben ist halt lebensgefährlich!!!
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