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Alt 15.07.2015, 08:46
Wind Wind ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Ihr Lieben alle,

mal wieder ein kleiner Zwischenstand von uns.
Prinzipiell ist alles unverändert. Ergebnisse gibt es immer noch keine, der Palliativvertrag ist bis Anfang August beantragt worden. Ab dann sieht es schlecht aus mit einer weiteren Verlängerung … ob mit oder ohne Bilder. Wir werden sehen.
Freitagmittag rief Mama ganz aufgelöst an und Papa stöhnte im Hintergrund ganz fürchterlich. Das war so furchtbar. Das am Telefon zu hören, soweit weg zu sein und nichts tun zu können. Mama dachte, dass es nun zu Ende geht. Ich irgendwie nicht. Warum das so war, ich weiß es nicht, aber ich konnte mir in dem Moment nicht vorstellen, dass mein Papa stirbt. Und ich bin auch ziemlich ruhig geblieben. Nicht, dass ich nicht doch schon mein Köfferchen für daheim gepackt hätte, aber mir war das in dem Moment so fern. Nach einer Stunde dann die Entwarnung … der Schlauch der Schmerzpumpe war undicht und so ist der ganze gute Stoff daneben gelaufen und nicht in den Papa. Arzt kam und hat es wieder gerichtet.
Samstag ist der Papa mit zwei Krüken vom Schlafzimmer auf den Balkon gelaufen … ganz alleine … und hat da ne halbe Stunde gesessen. Dann wieder alleine zurück. Mama ganz euphorisch und gleichzeitig wieder so deprimiert … es könnte ja jetzt das letzte Aufbäumen gewesen sein. Ich kann diesen Ausdruck bald nicht mehr hören. Wie oft schon dachte sie, es ist das „letzte Aufbäumen“ … ja, vielleicht war es das, aber vielleicht war es das auch nicht. Warum können wir nicht einfach diesen guten Moment als das genießen, was es ist. Ein guter Moment, ein stolzer Papa, der es allen mal wieder gezeigt hat, eine geschenkte halbe Stunde in diesem ganzen Gefühlschaos.
Ich habe dann zum Papa gesagt, dass wir ja schauen können, wie es ihm geht, wenn ich komme und wer weiß, vielleicht schaffen wir nochmal eine kleine Runde im Rollstuhl draußen. Da hat er sich gefreut und geantwortet, dass das so schön wäre und er schon glaubt, dass das ginge. Das wäre so ein großer Wunsch von ihm. Ich werde zumindest alles daran setzen, um ihm diesen zu erfüllen. Klar, die Mama hat Angst mit ihm alleine und hat auch nicht mehr die Kraft ihn zu schieben. Aber zu zweit können wir das schaffen!!!
Seit Sonntag liegt er nun wieder total flach und kämpft mit seinen Schmerzen. Er bekommt jetzt so Stellen am Steißbein, zu denen der Arzt sagt …. es könne ein Pilz sein durch das Schwitzen im Liegen oder eben wund gelegene Stellen. Er soll sich mehr seitlich lagern. Tja, leider geht das nicht so ohne weiteres, weil Papa dann noch mehr Schmerzen hat. Mama hat dann versucht, ihm das seitliche Liegen mit Decken und Kissen etwas zu erleichtern, klappte natürlich nicht so dolle. Habe sie dann in ein Kindergeschäft geschickt, um sich ein Stillkissen zu besorgen. Damit geht es besser, aber mehr als zehn Minuten Seite sind nicht drin.
Gestern war dann der 10. Geburtstag von meinem Keks. Es war anders, aber trotzdem schön. Dienstagabend hatte ich einen leichten Zusammenbruch mit Heulkrampf und allem was dazu gehört. Mein Keks wird groß und Papa ist nicht dabei. Dafür haben wir den Mittwoch aber gut gemeistert. Papa hat sogar ins Telefon gesungen und ganz kurz mit seinem Enkel gesprochen. Aber man hat gemerkt, wie sehr ihn das anstrengt. Aber es war trotzdem schön und für meinen Keks so wertvoll.
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