AW: Hospitz
Hallo Sabine,
natürlich kann es sein, dass das was metastatisiert ins Gehirn ... aber:
kannst Du Dir vorstellen, dass Dein Bruder gereizt und wütend darüber ist, dass er in absehbarer
Zeit sterben muss? Gepaart mit Angst davor, wie es sein wird und auch vielleicht im Konflikt mit
sich selbst, sich so zeigen zu müssen, wie ihn vielleicht niemand sehen soll? Hilflos, nackt an Körper und Seele?
Ich habe das alles oft bei Sterbenden begleitet.
Er ist nicht nur "krank" - viel schwerer in all dem wiegt die Tatsache, dass er sterben muss ....
Abschied nehmen von all seinen Träumen und Wünschen, Abschied von all denen die ihm etwas bedeuten ...
Er muss einen Abschied in sich finden - von seinem Leben in allen Facetten und Bereichen.
WIR, die wir hier bleiben, verlieren einen Menschen - dieser Mensch aber verliert ALLES!
Ich möchte Dir raten, Dich evtl mit den 5 Sterbephasen nach Elisabeth Kübler-Ross mal zu
beschäftigen, wenn Du den Kopf dafür hast und zu überlegen, was das für Deinen Bruder in
seinem Leben alles bedeuten kann.
Wenn Dein Bruder zuhause sein kann, sprich mit dem Arzt bitte über einen mobilen Palliativ-
Pflegedienst (manche Hospize bieten den direkt an).
Auch wenn es pflegerisch und versorgungstechnisch aufwändig ist, so ist es für Menschen
meistens schöner in ihrem gewohnten Umfeld sein zu dürfen.
Wenn er nicht mehr allein sein kann, gibt es auch dafür oftmals ehrenamtliche Menschen.
Du selbst brauchst Gespräche über all das was Dich beschäftigt - und Dein Bruder braucht
auch Gesprächsmöglichkeit über seine Ängste usw - und auch wenn man sich sehr nahesteht
ist man als Schwester/Partner da nicht immer die geeignete "Adresse". Die Angehörigen selbst
brauchen oft auch Hilfe, um mit der Situation umzugehen und sie tragen zu lernen.
Spricht mit dem Pflegeteam, die werden Dir sicherlich behilflich sein mit Rat und Tat.
Ganz viel Kraft für euch,
Angie
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