Thema: Meine Cousine
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Alt 02.09.2004, 18:53
Gast
 
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Standard Meine Cousine

Hallo Fantine,

ich kann zwar verstehen, dass Du Dich allein gelassen fühlst, fürchte allerdings, dass man Worte des Mitgefühls nicht einklagen kann. Sie kommen von selbst, wenn man hier einfach von seiner Traurigkeit, seinen Erlebnissen mit einem lieben Menschen berichtet. Auch wenn ich Udos Wortwahl etwas ruppig finde, stimme ich seiner Verwunderung darüber, dass Dir so viel daran gelegen ist, von fremden Forumslesern Beileidsbekundungen zu erhalten, zu. Ich sehe das von einer etwas anderen Warte aus und halte viele dieser Worte auch für leere Floskeln.

Ich habe vor kurzem meine Mutter an den Folgen einer Darmkrebserkrankung verloren. Und ICH fühlte mich nicht sehr wohl dabei, an ihrem Grab die vielen Beileidsbekundungen entgegennehmen zu müssen. Sicher ist das so "üblich". Aber ich hatte das Gefühl - wie soll ich das ausdrücken - sie stünden nicht MIR zu. Nicht ICH habe zwei Jahre mit dem Wissen um eine unheilbare Krankheit in mir leben müssen, nicht ICH habe eine Chemo nach der anderen ertragen müssen, nicht ICH habe gespürt, wie mein Körper immer schwächer wurde, die Nebenwirkungen massiver, MIR das Leben aus den Händen glitt. IHR gebührte Mitgefühl und zwar als sie noch lebte und litt.

ICH darf weiter leben, so wie vorher. Nein, freier, nämlich ERLEICHTERT, weil das Leiden meiner Mutter ein Ende hat. Wofür brauche ich also Worte des Beileids? Die stehen nur meinem Vater zu, in dessen Leben nach fast fünfzig Ehejahren eine von niemandem auszufüllende Lücke entstanden ist.

Verzeih Fantine, aber so empfinde ich es und ich hatte das Bedürfnis, das auch zum Ausdruck zu bringen. Wenn der Tod Deiner Cousine Dein Leben aus der Bahn bringt, dann berichte hier oder in einem Angehörigenforum darüber. Ich denke, dann kann ein hilfreicher Austausch entstehen. Aber eine Aneinanderreihung von "Ich fühle mit Dir", ich weiß nicht.

Dennoch alles Gute, Irene
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