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Alt 31.08.2014, 23:18
sternkind156 sternkind156 ist offline
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Standard AW: mein Leben ohne dich ist so schwer

Liebe Mausi,
ach, wie gut ich dich verstehe...ich sitze gerade auch wieder weinend auf meinem Bett und mache mir so viele Gedanken. Gerade über den Punkt, ob man auch wirklich genug für meine Mama getan hat und wie mein Leben ohne sie bisher so verlaufen ist. Ich war für zwei Tage weg, im Europapark und es gab kurze Momente, in denen ich mal seit langem wieder unbeschwert fast sogar etwas glücklich sein konnte. Doch kaum wieder daheim angekommen, drückt die Last der Trauer auf mir. Das Gefühl, dass ein großes stück von mir fehlt, wird immer schlimmer. Wie schön waren die Sonntage doch immer, abends habe ich oft mit Mama zusammen fern gesehen, wir haben geplaudert, gelästert, gelacht. Die trüben Herbst und Winterabende waren besonders schön und gemütlich. Doch jetzt habe ich nur noch Angst vor der dunklen Jahreszeit. Tagsüber geht es, doch kaum kommt die Dämmerung, wird meine Stimmung auch entsprechend trist. Ich bin gerade so traurig, vor allem denke ich immer wider, wieviel gemeinsame und schöne Zeit und genommen wurde. Gestern hörte ich von einem 70jährigen, dass letztes Jahr seine Mutter starb und es sei ja ach so früh gewesen... Bitte?! Was sollen wir denn alle sagen. Ich hätte noch soviel mit Mama erleben können, nichts Großes, aber einfach eine schöne gemeinsame Zeit. Wenn man so will, bin ich um rund 30 gemeinsame Jahre, die mir evtl noch mit ihr geblieben wären, betrogen worden...
Ich frage mich immer, warum jemand denn Krebs bekommt...habe auch viel recherchiert und zermartere mir den Kopf, ob man nicht früher etwas hätte erkennen oder tun können...
Das ist so eine heimtückische Krankheit und Mama bekam gar keine Chance, dass man noch groß therapieren konnte. Alles war so endgültig und ich hatte schon zu Beginn ihrer Krankheit ein so schlechtes Gefühl. Ich war ja bei jedem Arzttermin dabei und auch wenn alle anderen noch Hoffnung hatten, ich spürte tief in mir, dass es diesmal keine gab...ging euch das auch so?
So ein schlimmes Gefühl, das mich schon seit Februar und der ersten Untersuchung verfolgte und das immer weiter ging.
Jetzt ist die Leere diesem Gefühl gewichen und die unsagbare Trauer, die mich fast zu 100. % erfüllt. Ich versuche ja für meinen Vater stark zu sein, wenn ich dauernd traurig bin, belastet es ihn auch. Erst gestern meinte er wieder, dass es besser gewesen wäre, wenn er hätte gehen dürfen, dann wäre mein Leid nicht so schlimm gewesen. Leider hat er ja sogar Recht mit dem was er sagt. Ich liebe beide Elternteile, doch Mama war mein Zwilling, meine Seelenverwandte, mein Ein und alles, das nun nie wieder dasein wird.
Eine Trauergruppe möchte ich ehrlich gesagt nicht besuchen, ebenso wenig einen Psychologen, da ich selber auch Psychologie studierte und genau weiß, was die Person einem dann raten wird. Ich muss also irgendwie selber damit fertig werden, aber wie nur?
Mama wusste genau, wie es um mich stehen wird, wenn sie nicht mehr da ist und sie machte sich auch furchtbare Sorgen deswegen, was mich auch immer noch sehr bedrückt. Warum nur?! Diese Frage geistert immer in meinem Kopf herum. Ich kann nicht mehr und weiß nicht weiter.
Von einer Minute auf die andere schwankt mein ganzer Seelenzustand und ich finde keinen Weg, um da raus zu kommen...das Forum hilft zum Einen, doch die Zukunft macht mir Angst...
Nun habe ich soviel geschrieben, wie immer, wenn mich die Trauer in die Tiefe reißt. Worte helfen mir, dennoch bin ich tränenblind.
Liebe Mausi und allen, denen es auch so ergeht. Wie geht es euch, wenn ihr an die Zukunft denkt oder lebt ihr vorwiegend im Jetzt oder sogar in der Vergangenheit?
Traurige Grüße vom Sternkind