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Alt 07.08.2014, 11:48
kicia kicia ist offline
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Standard AW: Endstation Hospiz, wie soll ein Mensch das nur ertragen?

Ein Woche später...

ich fühle mich recht stabil. Ich habe Angst, dass der große Zusammenbruch erst später kommt... ich und meine Schwester haben so viel zu tun... zumindest weiß ich, dass ich mich um meine eigene Bestattung schon frühzeitig auch ohne Krankheit kümmern werde. Es ist sehr schwierig unter diesen Umständen Entscheidungen zu treffen, das möchte ich dann bei mir wenn es so sein sollte, den Hinterbliebenen ersparen. Das alles mit dem Bestattungsunternehmen, einen katholischen Priester für einen evangelischen Friedhof finden, die Lieder, der "Leichenschmaus", die Kleidung für ihn, die ganzen Papiere...als wenn man nicht genug mit sich selbst zu tun hätte. Aber vielleicht ist es auch erstmal gut so mit dem Stress. Ich habe auch in dem in den letzten Monaten etwas runtergekommenen Garten sehr viel zu tun, Zaun abschleifen, zweimal streichen, Unkraut weg etc. ...

Die ersten zwei Tage haben ich und meine Schwester nur geweint. Aber danach kamen dann die vielen Aufgaben hinstl. der Bestattung und dem Garten, den man im Sinne seines Vaters pflegen möchte, auch natürlich damit die Verwandten nicht ein runtergekommenes Haus sehen bei der Bestattung. Die weltlichen Sorgen eben. Wie gern hätte er selbst sich um den Zaun gekümmert . Das Auto meines Vaters war auch runtergekommen. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben vor einem Motor gestanden mit der Aufgabe, das Ding wieder zum Laufen zu bringen... und ich habs geschafft!

Zwischendurch muss ich immer die Tränen unterdrücken, aber den großen Zusammenbruch, den ich erwartet hatte, den hatte ich nicht. Vielleicht sind es eben die Umstände, die einen stark sein lassen jetzt? Was vorher war, war so schlimm und unerträglich, dass ich jetzt scheinbar "Rand voll" bin mit Leid, Kummer, Sorgen... . Ich habe echt das Gefühl, ich müsste eigentlich permanent weinen, aber kann es nicht, weil mein Hirn mich "beschützt" wie ein natürlicher Reflex, weil das alles zu viel war.
Ich habe deswegen auch ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht genug weine um ihn. Obwohl ich weiß, dass es schöner für ihn ist, wenn wir so schnell wie möglich für ihn und unsere Mutter unser Leben glücklich erleben.
Das haben wir wirklich auch nötig...

Ich bin vollgekleckst bin brauner Farbe und allenmöglichen Dreck von da draußen und mache mich auch gleich wieder an die Arbeit, den der erste Anstrich ist noch nichtmal fertig. Aber ich habe Freude daran, bei jedem einzelnen Pinselstrich. Weil ich weiß, mein Vater ist stolz auf uns! Er hatte "nur" drei Töchter- aber wir können eig. alles, und wer solche Töchter hat, wer braucht da schon nen sohn

Lieben Dank an Euch!
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