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Alt 04.08.2014, 15:38
Lunalu Lunalu ist offline
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Registriert seit: 03.08.2014
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Standard AW: Wie lange dauert Wesensveränderung?

Hallo, Ihr alle da draußen, die mir geantwortet haben.

Danke für Eure Anteilnahme. Ich habe mich sehr gefreut!

Ich weiß nicht, ob ich mich inzwischen klarer fühle oder nicht. Ich hatte gestern abend noch ein sehr, sehr langes Telefonat mit meinem neuen Bekannten, den ich sehr ins Herz geschlossen habe. Ich habe ihm mitgeteilt, dass mich unser Treffen am Samstag einfach sehr verwirrt hat: Am Telefon immer sehr, sehr verbindlich und fröhlich und freundlich - aber beim realen Treffen abweisend, angriffslustig und manchmal fast schon gemein. Dennoch wollte er unbedingt den ganzen Tag mit mir verbringen, auch abends essen gehen, was ich aber abgeblockt habe, da er zwischendruch immer wieder außer Atem war, müde wurde und sichtlich erschöpft. Da jeder noch eine weite Rückfahrt hatte, war ich beruhigter, wenn es nicht so spät werden würde, da er sichtlich "in den Seilen" hing. Wie erwähnt: Wir haben gestern abend telefoniert und ich sagte, wie ich mich fühle: Sehr berührt, sehr bewegt, mitfühlend - aber dass ich auch Angst vor diesem Zorn habe, den er mit sich rumschleppt. Er ist verbittert, wütend - und wettert auf den Krebs. Mein Bekannter war davor Hochleistungssportler, jetzt kann er irgendwie gar nichts mehr machen - und das fresse ihn auf, berichtete er mir. Ich versuchte, ihm einen Perspektivenwechsel anzubieten: Immerhin hat er diese Form des Krebses überlebt - das ist eine riesige Leistung. DAs weiß er auch zu schätzen, sagt er, aber er hasse dafür Menschen, die sich über Banalitäten aufregen. Und das teilt er sehr frei und laut mit und stößt damit eben auch vielen Menschen vor den Kopft. Er lebt extrem zurückgezogen. Frauen haben ihm sehr weh getan, unter anderem damit, dass sie ihn wegen der Krankheit verließen. Oder was für ihn noch schlimmer war: Er ist durch die Krankheit zeugungsunfähig geworden und seine letzte Partnerin forderte, dass er sich punktieren lassen soll, weil es angeblich Möglichkeiten gibt, die Zeugungsfähigkeit wieder herzustellen. Sie wollte unbedingt ein Kind. Er lehnte aber die Behandlung ab und da verließ sie ihn. Also - ich würde ja nicht mal Kinder mehr wollen - ich habe schon ein Kind und bin sehr zufrieden. Mir macht die Zeugungsfähigkeit nichts aus - das hatte ich ihm auch schon am Samstag gesagt (da wusste ich noch gar nichts von der Zeugungsunfähigkeit; ich teilte nur mit, dass ich keine Kinder mehr möchte; von der Zeugungsunfähigkeit erfuhr ich erst gestern abend). Naja - was ist Stand der Dinge: Er sagte, er sei durch die Krankheit einfach angriffslustig und verbittertgeworden. Er teilt verbal nahezu ohne Pause aus. Und ich erklärte, dass mir das mit meinem Kind einfach zu "heiß" ist: Ich mag mein Kind nicht in so eine verbal toxische Konstellation bringen. Seine Antwort: Kindern gegenüber sei er eigentlich nicht aggressiv, da reiße er sich am Riemen. Aber er wisse halt nicht, ob er sich dann immer unter Kontrolle habe. Zudem könne er sich nicht mehr anpassen. Er sagte auch, dass er körperliche Nähe nicht mehr aushalten könne. Also Sexualität sei eine Art rotes Tuch - obwohl er das nicht will. Er sehne sich irgendwie danach - im gleichen Moment aber wieder nicht. Ursache sei, dass ihm Rahmen der Krankheit jeglicher Kontakt mit anderen Menschen lebensgefährlich gewesen wäre, durch Viren oder Bakterienübertragung. Er könne es nicht mal aushalten, vom gleichen Glas zu trinken.

Ja. Hm. Da bleibt irgendwie nicht viel für eine gemeinsame Basis übrig. Er sagte, er habe schon eine Psychotherapie ausprobiert, aber die Therapeutin sei an ihm verzweifelt, weil er so ablehnend sei. Er nimmt kaum Impulse an, hat immer ein "Ja, aber!" auf den Lippen.

Dass mir sein Verhalten zu schaffen macht, bedauert er sehr; er sagte, es mache ihn traurig. Und er will das nicht. Aber er sei wie gefangen in sich selbst.
Es sei in ihm alles kaputt, seine Exfreundin habe ihm gesagt, er sei nicht mehr empathiefähig und emotional völlig erkaltet. Phasenweise habe ich ihn am Samstag auch so erlebt. Er zeigte kaum Interesse an meinem Wohl. Ich fragte ihn gestern, ob es einfach sein könne, dass er mich nicht mag; dass wir am Telefon zwar gut auskamen, anhand der ausgetauschten Bilder habe er vielleicht eine Art "Wundervorstellung" von mir aufgebaut. Das verneinte er alles. Er habe sich selbst gewundert, dass er fast 12 Stunden mit mir verbracht habe und es habe ihm sehr gefallen; er halte es nie so lange mit fremden Menschen aus.

Tja, alles sehr schwierig. Ich habe ihm angeboten, dass wir den Kontakt halten können. Ich würde gerne wieder so einen Tag verbringen wie am Samstag, mit diesen Aktivitäten, die wir unternommen hatten. Wir hätten über eine Freundschaft die Möglichkeit, in den Rückzug zu gehen, den jeder braucht. Und er braucht offenbar viel Rückzug - und ich denke auf Dauer auch, weil seine Angriffslust schon arg anstrengend ist.

Trotz allem mag ich ihn sehr! Aber für mich ist auch klar, dass ich mich nicht aufopfere. Wenn er die Chance nutzen mag, um die Begegnung mit mir als Übungsplattform zu erfahren - Gerne. Aber nicht wie die Axt im Wald.

Er sagte, dass er gerne mehr will als nur eine Freundschaft. Im Moment ist mir das jetzt aber einfach too much. Über eine Freundschaft zu schauen, ob und wie wir miteinander klar kommen, finde ich derzeit den geeigneteren Weg, auch zu meinem Schutz.

Jetzt hat er sich zurück gezogen. Er muss nachdenken. Alles verabeiten. Er sagt, ich hätte ihn verletzt und er zweifle jetzt an allem.

OK. Aber ich bin ein Mensch, keine Maschine. Und auch ich habe das Recht, meine Empfinden auszudrücken; nicht nur er.

Hm. Dieser Mann ...bewegt mich echt!!!

Danke fürs Lesen!
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