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Alt 17.06.2014, 10:59
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: keine reanimation bei sepsis nach chemotherapie

Lieber Nrody,

nun möchte ich mich doch noch einmal einklinken.

Nehmen wir einmal an, die Antwort auf Deine Frage: hätte deine Frau früher eingeliefert werden sollen und hätte man dann ihr Leben noch für eine Weile retten können, lautet: ja.
Es besteht ja die Möglichkeit, dass man das nun so bewertet. Faktisch beweisen wird man es nicht können.

Also: ja, deine Frau hätte gerettet werden können. Dann wäre Ihr Tod für dich jetzt noch tragischer, oder? Noch um einiges sinnloser?
Diese Sinnlosigkeit ist mir auch begegnet, als meine Ma im letzten Jahr an Lebensmittelvergitung gestorben ist. Sie wäre vermutlich auch in den nächsten Jahren an ihrer Leukämie verstorben. Das hätte ich sicher einfacher verarbeiten können, stelle ich mir zumindest vor. So jedoch habe ich immer noch zu hadern mit dieser Sinnlosigkeit, die jedoch nur eine vermeintliche ist. Denn es ist nun mal so, wie es ist. Egal, wie ICH das bewerte. Ihr Tod hätte dann nur einfach mehr MEINER Vorstellung und Erwartung entsprochen. Leider funktioniert Schicksal und Sterben nicht immer so. Der Tod kommt dann, wann er will. Er hat ein Eigenleben, das wir akzeptieren müssen. Mich gegen diese Sinnlosigkeit aufzulehnen bringt gar nichts.
Die Tatsache des einsamen Zurückbleibens bleibt gleich.

Was würde es denn mit Dir machen, wenn Du darum wüßtest, dass der Tod noch hätte hinausgezögert werden können?
Würdest Du Klage erheben wollen?
Würdest du es anders verkraften?
Würdest Du dich weniger einsam fühlen, weil so viele mit dir einstimmen würden in den REigen, die Ärzte für eine Unterlassung oder Fehldiagnose anzuklagen?

Mir wird das nicht klar, wohin Dich die Frage bringen soll.

Entscheidend ist, dass egal WIE es vonstatten ging, Du nun mit der Trauer um Deine Frau zu kämpfen hast, und das können wir hier alle gut verstehen. Du wirst dafür hier Zuspruch, Begleitung, tröstende Worte finden ... Und das ist es, was Dir helfen wird. Zumindest in kleinen Bruchteilen.

Alles andere muss man eh mit sich selbst ausmachen. Und mehr oder weniger akzeptieren, dass das Leben, das nun weitergeht, nie mehr so schön sein wird wie vorher. So zumindest empfinde ich. Aber es ist immer noch schön genug, geradezu wundervoll, und deshalb wollen wir es auch nach einem so schweren Verlust weiterleben und uns daran erfreuen.
Auch du. Auch wenn es dir manchmal anders erscheint.

Weiterhin viel Kraft für diesen Weg des Weiterlebens.

Birgit

PS liebes billchen,
Deine Worte kann ich sehr gut verstehen. Doch jeder verarbeitet anders. Und auch ein Forum kann der Ort sein, an dem man Haß ausleben möchte oder muss. du bist viel weiter in Deiner Trauer, wir stehen an anderen Standorten. Schlussendlich ist auch das ein Hilfeschrei.
Es ist schwer zu ertragen und sicher ist es gut, sich auch selbst zu schützen. Aber diese Fragen zu verbieten ... ja, das möchte man manchmal, denn sie sind ja rational unlogisch. Aber wenn sie da sind ....

Geändert von berliner-engelchen (17.06.2014 um 11:04 Uhr) Grund: was vergessen
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