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Alt 20.05.2014, 20:30
schnaddi schnaddi ist offline
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Standard AW: nur zusammen sind wir stark

Hallo Mausi,

ja das kenn ich von Mom auch so, dass die Nebenwirkungen mit jeder Chemo stärker werden. Bei der ersten ist noch alles super, und dann wirds immer doller. Bei einer Chemo ziemlich am Anfang, mussten wir auch mal nach dem vierten Zyklus abbrechen, weil wir dachten wir verlieren sie sonst. Jede Chemo wirkt ja anders und hat andere Nebenwirkungen, aber ich nehme an, dadurch hauts dann bei deiner Mom die Erys so in den Keller. Vielleicht könnt ihr sie mit Ernährung etwas unterstützen. Das ist ja ein umstrittendes Thema ob pflanzliches Eisen nun wirklich hilft, aber alle Arten von Beeren z.b. stehen unter dem "Verdacht" das Blutbild zu verbessern. Auch Zitronen sollen sehr gut sein. Da kenn ich mich ein wenig aus, da ich selbst ständig mit Blutarmut zu tun habe, Ursache ist bei mir allerdings ein gynäkologisches Problem. Bekommt sie Eisen als Unterstützung? Mach dir nicht soviele Sorgen, weil sie eine Woche aussetzt, der Arzt wird dir bestätigen können, dass einmal aussetzen den Therapieerfolg net in Frage stellt. Soll dann halt nur zeitnah weitergehen, so wars als mom damals dann ausgesetzt hat.

Du sagst, es macht dich fertig, dass du weißt, es wird eh nie wieder richtig gut, und man kämpft im Prinzip nur im Zeit. Ja, das stimmt, man weiß, dass man am Ende verlieren wird. Wir hatten in diesen über zwei Jahren soviele Ups and Downs. Teilweise ging es ihr auch so gut, dass wir die Krankheit fast vergessen haben. Wir hatten das Gefühl, das könnte doch jetzt ewig so weiter gehen, und fühlte sich an wie eine "normale" chronische Erkrankung, also halt eine, die nicht mit dem Tod endet. Und dann wird man plötzlich aus Wolkenkuckucksheim gerissen und man weiß wieder gegen wen man da kämpft. Trotzdem alles so traurig ist, gibts dabei auch Positives. Positiv z.b ist, dass mom und ich uns nie so nahe waren, wie wir es jetzt sind. Es gibt trotz allem so viele wertvolle Momente und die Nähe ist einfach ganz besonders intensiv, ich versuch das sehr bewusst wahrzunehmen, weil mir nicht mehr viel Zeit mit ihr bleibt. Manchmal möchte ich fast die Zeit anhalten um den Moment festhalten zu können. Für mich ganz persönlich positiv ist, dass ich mich ja sehr mit dem Tod auseinandergesetzt habe, dass ich mittlerweile meine Haltung dazu gefunden habe. Ich denke das muss man auch, sonst wird man gar nicht damit fertig. Und ja, der Wert von Gesundheit ist mir noch viel mehr ins Bewusstsein gerückt. Jeder hält es immer für selbstverständlich, klar wenn man gesund ist, denkt man nicht drüber nach, dass man ja krank werden könnte. DAbei ist es großes Glück wenn man gesund ist.

Versuch dir trotz allem Schlamassel Positives aus der Situation zu ziehen, klingt doof, geht aber wirklich. Man wächst an sowas auch. Und wenn du merkst, dass du ausgebrannt bist, achte und umsorge auch dich selbst. Auch wenn wir nicht die sind, die krank sind, für uns Angehörige fordert das psychisch eine ganze Menge ab. Nein, ich hab auch nie gedacht, dass ich mal mit dieser Krankheit zu tun habe, Krebs war immer was, was nur andere betrifft, und was man immer ganz schrecklich fand, wenn man von solchen Schicksalen gehört oder gelesen hat. Gut Mom hatte ja Anfang der 90er Brustkrebs, aber der war so schnell wieder weg, wie er gekommen ist. OP, Chemo, weg war der Krebs und kam nie wieder und es war von vornherein klar, dass sie sehr gute Heilungschancen hat. Da hab ich nicht viel durchgemacht, weil Mom auch noch einen Partner hatte. Der ist inzwischen selbst verstorben. was gäbe ich drum, wenn der noch da wäre :/

Eine Wahnsinnsverantwortung die ich habe, die ich freiwillig für niemand übernommen hätte. Manchmal möcht ich wegrennen, geht aber nicht.

Klar Mom ist total stolz auf meinen Sohn, ihren Enkel. Aber gleichzeitig traurig, dass sie nicht mit zum Abiball kann, aber ich werde viele Fotos machen und ein bißchen filmen, so dass sie ein wenig dran teilhaben kann. Und auch traurig, weil sie ja nicht mehr mitbekommt wenn er dann Anwalt geworden ist. Aber schön ist, dass sie noch erlebt in welche Richtung er gehen wird. Das ist ein Trost für mich.

So, mein Kater meckert, weil er mit mir Couchkuscheln will.

Versuch dir einen schönen Abend zu machen udn nicht mehr soviel nachzudenken......


Ganz liebe Grüße
schnaddi (die eigentlich Tanja heißt