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Alt 22.03.2014, 22:09
Grisu62 Grisu62 ist offline
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Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Hi Ihr Lieben,

ich habe eine Woche hinter mir, die mir alle Kraft geraubt hat - ausnahmsweise war es aber mal nicht die Krankheit meines Mannes, sondern in erster Linie mein Job. Eine Kollegin meinte "der Chef will Wasserski fahren und wir dürfen rudern" ... genau so fühle ich mich: erschöpft bis auf die Knochen.

Das Schlimme ist, dass ich solcher Anstrengung und Stress auch anfälliger für psychische Attacken werden. Das heißt, es gelingt mir dann nicht so gut wie sonst, die Krankheit meines Mannes auszublenden. Dabei geht es ihm eigentlich nach wie vor gut. Ich finde es manchmal unglaublich im Wortsinne, dass er auch diese Chemo wieder wegsteckt als wäre es ein Schnupfenmittel...Mal sehen, was das Blutbild am Dienstag sagt. Aber er auf jeden Fall schon mal keine Nebenwirkungen wie Übelkeit oder ähnliches. Müde ist er dagegen ja schon die ganze Zeit.

Mir ist heute ein merkwürdiger Gedanke durch's Hirn geschossen: ich habe ja seit knapp einem Jahr Rückenprobleme, die sich in den letzten Wochen noch deutlich verschlechtert haben und inzwischen eine echte Einschränkung im Alltag bedeuten. Ich kann vieles im Moment nur unter Schmerzen machen, was mich ziemlich nervt. Aber heute im Auto ging mir plötzlich durch den Kopf, dass diese von außen diktierte Einschränkung/"Behinderung" mir sehr deutlich vor Augen führen könnte/sollte, wie es "schmeckt", wenn der Körper nicht so funktioniert, wie man es selbst gerade will - ein Zustand, mit dem mein Mann ja auch schon eine ganze Weile zurecht kommen muss. Auch wenn es bei ihm nicht Schmerzen, sondern Kraftlosigkeit und Schwäche ist - er fühlt sich jedenfalls sehr gehandicapt, denn er kann vieles gar nicht oder nicht so wie früher erledigen, angefangen vom Heben schwerer Sachen bis hin zum Treppesteigen... Vielleicht gelingt es mir jetzt, ein bisschen mehr Geduld zu haben, wenn er so unleidlich wird, weil wieder etwas nicht klappt oder wegen seiner Schwäche nicht mehr machbar ist... denn es ist schon zermürbend, wenn man ständig an seine Grenzen stößt und diese Grenzen immer früher spürbar werden !

In diesem Sinne - euch allen ein schönes Wochenende mit vielen kleinen und großen Lichtblicken, die den Tag heller machen

Liebe Grüße
Grisu
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"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewißheit, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht." (Vaclav Havel)
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