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Alt 18.02.2014, 12:07
Suewal Suewal ist offline
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Standard AW: Wo sind die Österreicher?

Hallo,

@Greti - wenn du es schaffst, einem 15jährigen Unwilligen was beizubringen, ist der Krebs doch eh ein Lärcherlschas im Vergleich dazu. Ich lerne seit ca. einem Jahr mit meinem 14jährigen Patenkind Mathe....naja, die Chemo hat vielleicht nicht mehr Spass gemacht als das, aber wenigstens hat sie im Endeffekt mehr gebracht.

Das mit der Müdigkeit ist ein Problem, das gebe ich zu. Ich schlafe auch noch immer sehr viel, oft komme ich von der Arbeit heim und gehe direkt ins Bett oder schlafe das halbe Wochenende durch, sozusagen auf Vorrat. Irgendwie geht es sich aber immer aus, dass ich meine Arbeit machen kann. Es bleibt aber manchmal kaum Freizeit übrig.

@Traudi - ja, ich habe schon einiges erlebt, obwohl es mir während der Chemo und nach den OP's gar nicht so vorkam, da war ich immer froh, wenn ich die kleinen Dinge des Lebens (wie z. B. Duschen oder mal zum Billa ums Eck gehen) zusammen gebracht habe.

Da meine Erkrankung sehr ungewöhnlich ist (Speiseröhrenkrebs kriegen eher ältere Männer und kaum Frauen und schon gar nicht mit 38) ist man lange nicht draufgekommen. Ich hatte im Frühjahr / Sommer 2011 immer wieder Beschwerden beim Essen, Magenkrämpfe und Sodbrennen, da denkt man als erstes mal an Gastritis oder Magengeschwür - also Tabletten und täglichen Stress reduzieren. Da die Beschwerden trotz Medikamente nicht besser wurden, habe ich irgendwann auf eine Magenspiegelung bestanden, nachdem mir ein Internist wörtlich (!!!) sagte, ich solle ein paar Schnitzerl weniger essen, dann hören die Beschwerden schon auf. Bei der Gastro im November 2011 war die Überraschung dann gross, als der doch schon recht grosse Tumor gefunden wurde. Gleich am nächsten Tag wurde ich im AKH Wien vorstellig (zufällig war da grade Magen-Speiseröhrentag in der chirurgischen Ambulanz und bin dort auf einen Spezialisten getroffen, der mich heute noch behandelt), und ab da ging es dann recht schnell mit Chemo und Co. 3 Zyklen jeweils stationär 5 Tage durchgehend. Der erste Zyklus startete am 24.12.2011 und zu Silvester hatte ich dann eine Lungenembolie, den Donauwalzer habe ich in der AKH-Notaufnahme gehört. Da wird mir heute noch übel, wenn ich den höre. Am 08.03.2012 wurde dann der Tumor in einer 8stündigen OP entfernt (Entfernung der Speiseröhre und Magenhochzug), und danach kamen erst die wirklich harten Zeiten des mühsamen Kostaufbaus.

Ich arbeite nicht ganz vollzeit, es sind offiziell 30 Stunden, die aber je nach Arbeitsanfall 35-38 werden können, bei einem Versicherungsmakler in der Kundenbetreuung. Da ich auch im Aussendienst bin, kann ich schlecht nach 6 Stunden Tagesarbeitszeit aufspringen und rufen "so Freunde, ich habe Krebs und geh dann mal heim....." - funktioniert so nicht. Der Preis für mein relativ normales Arbeitsleben ist halt kaum Privatleben ausserhalb meines Schlafzimmers......

Schlimm war die Rückkehrphase in den Job, als mich die Krankenkasse knapp drei Monate nach der Tumorentfernung wieder arbeiten schickte, am besten gleich am nächsten Tag nach der Kontrolluntersuchung, nicht erst zu Beginn der darauffolgenden Woche. Ich habe aber zum Glück wirklich gute Kollegen, die mich in den ersten Wochen und Monaten toll aufgefangen haben und mir wirklich gar nichts zumuten wollten.

Das ist jetzt ein wenig länger geworden als beabsichtigt, aber wenn ich mal ins Plaudern komme....

Wünsche euch noch einen schönen Tag, muss jetzt meine Arbeitspause beenden, die Pflicht ruft.

lg
Sylvia
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