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Alt 12.01.2014, 20:34
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Wie geht ihr mit eurer Trauer um?

Hallo Mel,

du hast sicher recht, was das Internet angeht. Einerseits gibt es diese Gruppen und Foren (sie sind durchaus ein Segen für viele) und dort fällt es in der Anonymität leichter, über sehr persönliche Dinge zu schreiben, andererseits stehe ich auf dem Standpunkt, dass ein Gespräch Auge in Auge mit einem/einer echten Freund/Freundin nicht durch das Netz zu ersetzen ist.

Um mal ein Beispiel beim Namen zu nennen: der Partner/die Partnerin fehlt ja nicht nur zum Strümpfestopfen. Es fehlt auch (und das ist sehr wichtig) die körperliche Nähe, die Sexualität. Gewiss nicht zu Anfang, doch das kommt irgendwann. Das sind Dinge, die ich aus Eigenschutz wohl kaum in aller Ausführlichkeit und in aller Offenheit im I-Net posten würde. Hier nicht und auch nicht anderswo und schon gar nicht auf Facebook (auch nicht in einer Gruppe), wo man sich in der Regel mit Realnamen, Mail-Addy und vielleicht sogar Adresse kennt.


Hallo Hermann,

sicher, Trauer hat sehr persönliche und intime Aspekte. Da braucht man schon einen echten Freund oder Freundin und sehr viel gegenseitiges Vertrauen. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass sich solche Freunde finden lassen, wenn man denn vorsichtig sucht. Dazu gehört schon eine gute Portion Mut. Doch es lohnt sich. Ich hatte das Glück, gleich 2 von dieser Sorte Freund zu finden.

Eine Freundin, wie du sie beschreibst, hatte Myriam auch. Zwei Tage vor ihrem Tod kam sie in die Wohnung und jammerte über ihre ach so furchtbaren Zahnschmerzen. Ich hätte sie an die Wand klatschen können. Erst viel später dämmerte mir, was der Grund dazu war: sie sah, was mit meiner Frau los war und wusste sich nicht anders zu helfen, um nicht vor ihr in Tränen aus zu brechen. Ansonsten hatte diese Freundin meine Frau treu begleitet. Wofür ich ihr heute noch dankbar bin, auch wenn der Kontakt zu mir dann abriss.

Wir, als Trauernde, müssen manchmal erst erklären, was los ist mit uns. Woher sollen sie es wissen? Ich sage ja nicht, dass das leicht ist. Sie müssen ja nicht sofort den richtigen Rat zur Hand haben. Alleine das Zuhören reicht oft und manchmal dürfen und sollen sie Fragen stellen. Gute Freunde sitzen uns mit Empathie und viel Geduld gegenüber. Die meisten guten Gedanken findet man weniger im stillen Kämmerlein, denn eher im Dialog. Mal eine Ablenkung ist ja auch nicht schlecht, um aus dem Hamsterrad der Trauergedanken ausbrechen zu können. So. wie du es z.B. auch in deiner Arbeit findest. Doch gerade dort findet wohl eher selten ein Gedankenaustausch statt.


Liebe Grüße,

Helmut
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