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Alt 03.01.2014, 20:08
Kati71 Kati71 ist offline
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Standard AW: Wie bereitet man denn die Familie vor?

Hallo Mona,

fast kommt meine Äußerung hier zu spät! Ich möchte dir trotzdem meine Erfahrung hierzu schreiben.

Kinder haben doch wirklich feine Antennen. Ich hab versucht das alles vor meinem Kleinsten (bei der Diagnosestellung 10) geheim zu halten, bis zur endgültigen Diagnose und bis mein weiterer "Weg" klar ist. Als ich mich dann wohl vorbereitet zum Gespräch mit ihm aufs Sofa setzte mit den Worten "Du, ich muss dir da mal was sagen", antwortete er mit: "Du hast Krebs stimmts?"

Er hat das alles geahnt, halb mitgekriegt und sich seinen eigenen Reim drauf gemacht. Das Gespräch war für mich und für ihn und alle anderen erlösend. Endlich konnte er alle Fragen, die er hatte stellen. Mein Mann ist Arzt, was für ein Glück (Es ist sein Stiefpapa!) und hat ihm das dann anhand einer Kommode erklärt, der Krebskommode. Sie ist heute noch für ihn wichtig, wenn jemand an Krebs erkrankt. Diese hat viele Schubladen und es kommt darauf an in welcher Krebsschublade man als erkrankter Mensch steckt. Wir haben verschiedene Krebserkrankungen in der Familie und diese Metapher half ihm zu unterscheiden zwischen einem Bronchialkarzinom, einem Bauchspeicheldrüsenkrebs und dem Brustkrebs.

Eigentlich wollte er anschließend nur wissen wie es weitergeht. Und das konnt ich ihm ja dann sagen. Meine Psychotherapeutin sagte zum Thema Umgang mit Kindern zu mir, dass das für die Kinder überhaupt am wichtigsten ist, die Frage: Wie stellt sich mein eigenes Leben auf den Kopf, organisatorisch. Die tiefergehenden Fragen kommen erst mit der Zeit. Da gibt es wirklich auch genügend Zeit zu Gesprächen.

Es klingt komisch, aber Kinder leben sich auch in einen Chemoalltag ein. Da ich offen mit meiner Erkrankung und allen Begleiterscheinungen umging, tat ers auch. Das gilt nicht für alle Kinder. Die beiden anderen (16: total verschlossen, 23: ein Fragenkatalog) gingen anders damit um.

Seine Freunde hatte ungeheuer viele Fragen, denen ich mich stellte. Nach wie vor hatten wir ein offenes Haus. Und viele Freunde sahen mich ohne Haare und waren nahezu fasziniert. Ich habe keine negativen Erlebnisse dahingehend zu verzeichnen.

Meinem Sohn war es wichtig, dass ich in "seiner Welt" nichts tue was ihn blamiert, z.B. kahlköpfig zum Elterngespräch zu gehen. Das haben wir immer abgesprochen.

Hab keine Angst vor der Reaktion deiner Kinder! Die Reaktionen meiner Familie und deren Freunde waren für mich mit heilsam!

So, das war jetzt lang, ich hoffe ich konnte dir Mut machen vor deinen Gesprächen morgen!
Kinder haben mehr Verständnis für eine derartige Situation als man denkt!

Alles Gute für dich, liebe Grüße von der Kati
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