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Alt 11.06.2013, 23:05
Andrea1979 Andrea1979 ist offline
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Standard AW: Wird es irgendwann erträglich?

Lieber Sascha.

Deine Frage, "wird es irgendwann erträglich", die kann ich dir leider nicht beantworten, denn ich weiß es nicht.

Mein Papa ist vor 9 1/2 Monaten gestorben. Der Schmerz ist anders geworden als in den ersten paar Wochen. Von meiner besten Freundin der Papa ist vor 8 Jahren gestorben, sie hat mir jetzt erst am Vatertag gesagt, "es wird besser, glaube es mir!" Ich hoffe es.

Ich kenne das Gefühl welches du beschrieben hast. Den jenigen einmal noch zu spüren, nochmal mit ihm reden zu können......

An manchen Tagen sind so Situationen da glaube ich mein Papa kommt gleich bei der Türe rein, ich wüsste genau was er sagt, wie er es sagen würde, und dann kommt der Gedanken, "ich glaube jetzt spinn ich komplett".

Wir du schon geschrieben hast, ich denke es wird besser wenn du ausgezogen bist aus dieser Wohnung, denn da sind einfach zu viele Sachen an die man sich ständig erinnert, die die Wunde dauernt aufs neue aufreißen.

Was bei mir auf jeden Fall besser geworden ist sind meine Gedanken. Bis vor ein paar Wochen hatte ich dauernt immer und immer wieder die letzten Stunden von meinem Papa vor Augen. Die letzte Verabschiedung, als ich dann als ich aus dem Zimmer war doch nochmal zurück gegangen bin und er mich nochmal angelächelt hat und wir uns nochmal gewunken haben. Das letzte Telefonat mit ihm, das war das letzte mal als ich mit ihm gesprochen habe. Und dann kam der Anruf vom KH. Und ich war zu spät. Mein Onkel war zwar bei ihm, denn der war zufällig bei ihm. Und dann als ich ihn nochmals sah, ich mich von ihm verabschiedet habe. Immer und immer wieder kamen diese Bilder automatisch hoch wenn ich an meinen Papa gedacht habe. Ich konnte sie nicht abschalten.

Aber jetzt seit ein paar Wochen ist es so das mir so viele Sachen einfallen die ich mit meinem Papa erlebt habe. Schöne Sachen, vor der Diagnose, oder auch als wir es schon wussten es ihm aber noch besser ging.

Ich hätte nie damit gerechnet das mein Papa mit 53 Jahren sterben muss. Ich bin 34 Jahre alt. Ich dachte immer meine Eltern werden mind. 70-80 Jahre alt werden. Ich habe 4 Kinder, die den Opa auch ganz oft vermissen, denn mein Papa war alleinstehend und sehr oft bei uns zu Besuch. Wir haben ein Haus und einen großen Garten. Mein Papa war handwerklich sehr geschickt und somit auch bei jeder noch so kleinen Baustelle bei uns um mitzuhelfen.

Kaum war etwas kaputt, sei es nur ein Spielzeug, haben meine Kinder immer gesagt der Opa wird's schon wieder gut machen.

Ich bin leider etwas ausgeschweift, entschuldige, aber ich wollte dir eigentlich nur schreiben, das es nicht besser geworden ist, aber anders. Der Große kaum auszuhaltende Schmerz, der sich anfühlt als würde das Herz zerspringen ist viel viel besser geworden! Und die Gedanken an meinen Papa haben sich geändert. Es kommen die schönen Momente wieder viel mehr in der Vordergrund.

Vielleicht solltest du dir vornehmen, wenn sich dein Leben wieder geordnet hat, du wieder Job, neue Wohnung u.s.w.hast, das du ans Meer fährst. Du bist ein Teil von deiner Mama, deine Mama ist trotzdem bei dir auch wenn du sie nicht mehr so wahrnehmen kannst wie in ihrer irdischen Form.

Glg Andrea
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Mein Papa (53)
16.05.1959 - 29.08.2012+
Diagnose kleinzelliger Lungenkrebs am 14.06.2011
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