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Alt 07.06.2013, 02:39
ari72 ari72 ist offline
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Registriert seit: 21.03.2013
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Standard AW: Loslassen tut weh!

Hallo meine Lieben...

meine Schwiegermutter ist am 26.05.2013 von uns gegangen.

Diagnose Bauspeicheldrüsenkrebs mit Lebermetastasten wurde vor Ostern bzw. mitte März 2013 laut CT festgestellt. Sie hat 2 Monate gelebt.

Ihr Zustand verschlechterte sich Tag um Tag.
Sie lag von diesen 2 Monate davon 4,5 Wochen im Krankenhaus .
Hat ein Kunststoff-Stant in den Gallengänge und dann am Ende ein Metallstant im Dünndarm bekommen.

Am Donnerstag 23.5 wurde sie entlassen mit eine PEG -ich wollte ihr den Stress mit dem Essen ersparen -. Sie konnte an dem Entlassungstag noch laufen, selbständig auf Toilette gehen. Sie hatte wohl extrem das linke Bein bis zum Schenkel mit Wasseransammlung geschwollen.
Als Sie per Krankentransport am Donnerstag nachmittag nachhause kam und sie dann im Bett lag, konnte sie ab da nicht mehr aufstehen. Geschweige aus dem Toilettenstühlchen selbstständig aufstehen.
Sie wollte bereits seit 3 Tagen nachhause kommen, Sie wusste dass sie sterben wird und sie nicht im Krankenhaus sterben wollte.
Ich habe alles mögliche getan so schnell wie möglich Sie nachhause zu holen.
Innerhalb von 2 Tagen hatte ich das Pflegebett und Toilettenstühlchen bekommen. Ich habe veranlasst dass sie am Samstag ein Katheter angelegt bekommt. Kein Arzt hat sich dafür Zuständig gefühlt vorbei zu kommen.
Ich habe sogar den Katherset mit Beutel selber bei der Apotheke bezahlt, weil ich sonst zum Urologe hätte rennen müssen um dort es mir verschreiben zu lassen.... dafür hatte ich keine Zeit denn sie konnte seit Freitag abends nicht mehr aufstehen. Dass hat keiner Interessiert!

Was die Palliativversorgung zuhause angeht, bin ich total enttäuscht.
Sie wurde nur mit Morphium Langzeit -Tabletten entlassen. Ich merkte am Freitag dass sie das schnellwirkendes Morphium braucht weil die Schmerzen immer häufiger kamen. Mit Not und Mühe bekommt man so ne Flasche Morphium verschrieben! Ich war so verzweifelt dass ich die 112 anrief und um ein Notarzt bat zu kommen, mit der Hoffnung dass er Ihr Morphium spritzen konnte, pustekuchen... der meinte wenn er spritz dann muss er sie ins Krankenhaus mitnehmen! Sie wollte aber nicht ins Krankenhaus, denn sie wollte zuhause sterben! Der Notarzt dieskutierte 15 Minuten mit mir warum, weshalb er nicht spritzen dürfte wenn dann soll der diensthabende Arzt komme, denn der könnte spritzen bla bla bla. Dass sie da mit schmerzen lag war denen egal es ging um Vorschriften !!! Der Notarzt nahm mich zur Seite und meinte ".. dass Theater hätte ich mir ersparen sollen, ich hätte ruhig die Tabletten Morphium ruhig Hochdosieren geben, denn ich würde ja in Ihren Zustand nix falsch machen !!! ....
Diese Aussage habe ich an diesem Freitag öffters von Ärzte - wo ich um Hilfe bat - am Telefon zu hören bekommen .... Keiner war für das Verschreiben des schnellwirk. Morphium zuständig.
Ein Kampf um Schmerzmittel !!! Traurig.
Die sagen mir ich soll sie mit dem Morphium umbringen, aber selber für nix Zuständig zu sein, nicht mal für so ne poplige 10mg Spritze.

Ich habe für sie gekämpft weil sie zuhause sterben wollte, am ende hat sich ein Palliativmediziner erbarmt am Sonntag früh vorbei zu kommen weil das schnellwirk. Morphium nicht mehr gewirkt hat.
Sie blutete bereits im magen und sie hatte überall im Körper wasseransammlungen den Ihr das Atmen erschwert hat.
Auf die Nacht von Samstag auf Sonntag quälte sie sich mit dem Atmen... um 8:50 Uhr war sie dann Frei.
Ich durfte dabei sein. Es war sehr schön und ein moment denn ich nie vergessen werde. Sie hat am Ende gewonnen ...ich habe verloren.

Dieses ganze getue mit Palliativversorgung zu Hause ist der reine Mist !!!
Ich wurde als Angehörige und Pflegende alleine gelassen und wurde ständig aufgefordert sie zu überdosieren damit sie ..nach deren Meinung schön einschlafen kann! Ich bin nicht überzeugt dass durch Morphium der Tod schöner oder besser sein sollte, im gegenteil!

Keiner in Deutschland spricht von Sterbehilfe!
Ich bin der Meinung dass Sterbehilfe schon lange mit Hochdosiertem Morphium, bewusst betrieben wird.
Der Pallatiativmediziner der am Sonntag kam, meinte sie wäre katastrophal eingestellt gewesen. Man hätte durch eine gute Einstellung diese Schmerzen ersparen können.

Die letze Stunde bevor sie ging ...war für Sie eine erleichterung, nicht wiel sie 10mg Morphium gespritz bekommen hat, sondern weil durch die PEG sich die innerliche Blutung entleeren konnte, dass war bestimmt fast 1 Liter geronnenes Blut gewesen was durch den Schlauch rauskam. Danach konnte sie frei Atmen und auch ruhig gehen.

Es mangelt an alles, die Aufklärung des Krankheitsverlauf, die Aufklärung der Dosierung der Schmerzmittel, die möglichkeit - bei können - sellber Subcutan Morphium zu spriten und und und. Unter solche Vorraussetzungen macht eine Pflege und Sterben zuhause nicht möglich.

Es wurde mir von einem Palliativkreis erzählt und dass ich mich dort wenden sollte wenn sie nachhause kommt. Dort bekäme ich Hilfe und Ärzte die mir bei stehen würden. Ich habe kein Palliativkreis gefunden, nur Palliativärzte die am Telefon gefragt haben ob sie Chemo kriegt. Bei Chemo wären sie rausgekommen, klar ist halt mehr Verdienst drin, aber nicht bei Palliativversorgung !!!

Dies wollte ich Euch mitteilen.
Trotzdem lohnt sich der Kampf, denn zuhause Sterben ist für den betroffenen Menschen dass schönste Geschenk den wir Ihm machen können.

LG
Ari
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