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Alt 01.07.2004, 17:06
Gast
 
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Standard Wechsel vom Angehörigen zum Hinterbliebenen

Hallo ihr zwei Lieben
Ich freu mich so, über die Anteilnahme für meinen Pa. (Er und auch seine Partnerin freuen sich auch, natürlich erzähle ich von euren guten Wünschen) Er war Ende Februar 80 Jahre alt. (ein schönes Alter, er hadert ja auch damit, dass mein Schatz nicht so viel Glück hatte wie er. Ich musste ihm dann sagen, dass mein Schatz auch nicht mehr lebendig wird, wenn er nun auch sterben würde) Er hatte die ganze Familie zum Mittagessen eingeladen. Er wollte das Fest aber nur unter der Bedingung abhalten, dass es meinem Schatz gut genug gehen würde, um daran teilzunehmen. Ich hatte einen Sitzring organisiert, damit er es bequem hatte. Mein Schatz hat diese Feier sichtlich genossen, hat sogar noch gut gegessen und einige Stunden ausgehalten, ohne wesentliche Ermüdungserscheinungen. Da waren wir ja auch noch optimistisch!!
Liebe Petra, unsere "Wankelmütigkeit" ist ganz normal. Du kannst relativ gut drauf sein, dann muss nur ein kleiner Vorfall passieren (ein besonderes Lied im Radio oder sonst ein Stichwort, oder ein Gedanke) und das ganze gute Draufsein ist futsch. Deine Schwester sorgt sich sicher ehrlich um dich, aber sie kann nicht nachvollziehen, was mit uns geschieht!! Wie sollte sie das auch können? Ich habs mal so zu erklären versucht: Es gibt jeden Tag tausend Dinge, die weh tun!! Ich betrachte es ganz einfach als unser Recht, zur Zeit so richtig launisch zu sein und unser Wechselbad der Gefühle zu leben. Ob du allerdings psychologische Hilfe in Anspruch nehmen willst, musst du ganz allein entscheiden. Ich persönlich habe damit Mühe. Wir sind in Trauer und damit Basta. Wir werden immer wieder Tage erleben, die weh tun. Seien das Geburtstage, Jahrestage, Festtage (ich werde demnächst 50 Jahre alt, was glaubt ihr, wie ich mich vor diesem Tag fürchte, ich hau dann ab und will nichts davon wissen). Man spricht doch immer von einem Trauerjahr. Das macht schon Sinn, denn ich denke, es ist besonders schlimm, wenn wir einen solchen Tag das erste Mal ohne unsere liebsten Menschen erleben müssen. Wir brauchen halt einfach Zeit!!
Ich freu mich über unseren Austausch, er tut mir so gut! Ich habe auch keine Mühe, meine Gefühle zu offenbaren, auch wenn ich euch nicht kenne. Ich fühle mich von euch verstanden, das ist es doch, worauf es ankommt. Vor Missbrauch fürchte ich mich nicht, wer soll da schon was missbrauchen können? Den Buchverlag muss ich erst nachsehen. Bei uns in der Schweiz ist das Buch auf der Bestsellerliste.
Nun werde ich heute den funkelnden Himmel betrachen, an euch und unsere Liebsten denken und ganz liebe Gedanken schicken. Für dich Petra schicke ich noch das Sandmännchen vorbei. Aber ich finde es schon ein Fortschritt, dass du ganz entspannt liegen kannst, ohne dich verrückt zu machen.
Ich drück euch ganz fest liebe Grüsse Barbara
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